Verordnung der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, mit der die Verordnung, mit welcher die Lehrpläne der Volksschule und der Sonderschulen erlassen werden, geändert wird
107. Verordnung der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, mit der die Verordnung, mit welcher die Lehrpläne der Volksschule und der Sonderschulen erlassen werden, geändert wird
Auf Grund des Schulorganisationsgesetzes, BGBl. Nr. 242/1962, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 113/2006, insbesondere dessen §§ 6 und 10, wird verordnet:
Die Verordnung des Bundesministers für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten, mit welcher die Lehrpläne der Volksschule und der Sonderschulen erlassen werden, BGBl. Nr. 134/1963, zuletzt geändert durch die Verordnung BGBl. II Nr. 314/2006, wird wie folgt geändert:
1. In Art. I wird dem § 5 folgender Abs. 16 angefügt:
"(16) Anlage A Siebenter Teil dieser Verordnung in der Fassung der Verordnung BGBl. II Nr. 107/2007 tritt mit 1. September 2007 in Kraft."
2. In Anlage A (Lehrplan der Volksschule) Siebenter Teil (Bildungs- und Lehraufgaben sowie Lehrstoff und didaktische Grundsätze der Pflichtgegenstände der Grundschule und der Volksschuloberstufe) Abschnitt A (Grundschule) lautet der Pflichtgegenstand "Bildnerische Erziehung":
"Bildnerische Erziehung
Bildungs- und Lehraufgabe:
Der Unterrichtsgegenstand Bildnerische Erziehung ist Teil der kulturellen Bildung und soll grundlegende Erfahrungen des Wahrnehmens und Gestaltens motivierend vermitteln.
Die Kinder sollen Vertrauen in ihre individuelle Gestaltungsfähigkeit gewinnen und Lust bekommen, diese über die Schule hinaus eigenständig weiterzuentwickeln.
Der Unterrichtsgegenstand Bildnerische Erziehung soll Möglichkeiten anbieten, Gefühle, Gedanken und Vorstellungen bildhaft auszudrücken, damit die Kinder etwas über sich selbst, andere und die Umwelt erfahren.
Die selbständige gestalterische Tätigkeit wird ergänzt und weiterentwickelt durch die Reflexion der eigenen Arbeit sowie durch kindgemäße Auseinandersetzung mit Beispielen aus Alltagskultur, Medien und Kunst.
Diese Auseinandersetzung beinhaltet vielfältige Lernchancen: Sensibilisieren der Wahrnehmung, Verbalisieren persönlicher Eindrücke, Erkennen von Zusammenhängen zwischen bildnerischen Sachverhalten und deren möglichen emotionalen Wirkungen, Akzeptanz anderer Auffassungen, Neugier auf nähere Information, Anregung für eigene Gestaltungsideen.
In der bildnerischen Tätigkeit geht es einerseits um das Kennenlernen, Erproben und Anwenden von Ausdrucksmöglichkeiten in Bereichen wie Grafik, Malerei, Plastik, Raum, Schrift, Fotografie, Film, Video, Neue Medien, Spiel und Aktion sowie Gestaltung der eigenen Umwelt. Andererseits geht es um die Entwicklung des bildhaften Denkens und persönlichkeitsbezogener Eigenschaften wie Offenheit, Flexibilität, Experimentierfreude, Einfallsreichtum, Sensibilität, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Kooperationsbereitschaft und Rücksichtnahme.
Der Lehrplan gliedert sich in die Teilbereiche "Bildnerisches Gestalten" sowie "Wahrnehmen und Reflektieren".
Bildnerische Erziehung ermöglicht die Verknüpfung sowohl von sinnlichen und emotionalen als auch von kognitiven und psychomotorischen Zugängen.
Lehrstoff:
Grundstufe I
Bildnerisches Gestalten
Eigene Einfälle einbringen und entwickeln | |
- Persönliche Vorstellungen darstellen | Erlebnisse und Fantasien, Situationen aus Geschichten und aus der eigenen sozialen Umwelt |
Grafische, malerische und plastische Mittel einsetzen | |
Sich visuell verständlich machen | |
- Sachverhalte verdeutlichen | Tiere, Personen, Tätigkeiten usw. treffend darstellen |
- Wesentliches für andere erkennbar machen | Verdeutlichung durch Hervorhebung, etwa durch Größe und Farbe oder durch Reduktion auf das Wesentliche |
Gestaltungen mit verschiedenen bildnerischen Techniken und visuellen Ausdrucksformen (zB Pantomime) Herstellen von Masken und Handpuppen | |
Gefühle sichtbar machen | |
- Stimmungen ausdrücken durch Farben, Formen, Bewegung, usw. | Expressives Arbeiten mit grafischen, malerischen und plastischen Mitteln (zB Kohle, Kreide, Wachsmalstifte, Kleisterfarben, Fingerfarben, Erde, Sand, Lehm) |
Großformatiges Arbeiten, Aktivitäten im Freien | |
Spielen mit Masken und Handpuppen | |
Verdeutlichung von Gefühlen durch Körpersprache | |
Experimentierfreude entwickeln | |
- Förderung von Offenheit und Risikobereitschaft | Ausprobieren von Zufallseffekten |
Spielerischer Umgang mit Farbe (zB Nass-in-Nass-Malerei, Abklatschtechnik) | |
Spielerisches Arbeiten mit Naturmaterialien (Steine, Äste, Blätter, ...) - auch im Freien | |
Spiele mit Licht und Schatten, mit Wind und Wasser usw. | |
Umgestaltungsfähigkeit und Flexibilität fördern | |
- Formelemente aus ihrem Zusammenhang lösen und zu neuen Bedeutungszusammenhängen fügen | Gebilde aus Alltagsgegenständen, Abfall oder Naturmaterial |
Collagen (zB Bildteile aus Illustrierten ausschneiden und für eigene Darstellungsabsichten nützen) | |
Verschiedene Kombinationsmöglichkeiten ausprobieren, durch neue Anordnungen neue Sinnzusammenhänge herstellen | |
Verwandeln von Räumen durch Umstellen der Möbel, mit Hilfe von Tüchern, Abdeckfolien, farbigem Licht, ... | |
Bildnerische Techniken kennen lernen | |
- Spielerisches Erproben von Materialeigenschaften und Arbeitsverfahren | Erfahrungen sammeln mit bildnerischen Arbeitsverfahren und ihren Wirkungen |
Zweckmäßige Verwendung von Werkzeugen und Materialien | |
Berücksichtigung logischer Abfolgen von handwerklichen Vorgängen | |
Entwickeln von Fertigkeiten in verschiedenen bildnerischen Bereichen | |
Umgang mit: Farbe und Pinsel, Schere und Klebstoff, einfachen Drucktechniken, Materialien für plastisches Gestalten, neuen Medien, ... | |
Sinnliche Wahrnehmungen verfeinern | |
Sensibilisieren für | |
- Farben, Formen und deren Anordnung sowie zB für visuell oder haptisch erfassbare Eigenschaften von Materialien | Spielerische Aktivitäten im Bereich aller Sinne |
Sensibilisierung für Materialoberflächen (glatt, rau, flauschig, ...); für plastische Qualitäten (kantig, rund, geschlossen, raumgreifend, ...); für Geruch und Geschmack usw. | |
- Raumerfahrungen | Erkunden und Entdecken von Raumsituationen (Innenraum, Umraum, eng, weit, dunkel, hell, ...) |
Gemeinsam arbeiten | |
- In Gestaltungsprojekten soziale Kompetenz entwickeln (Kooperationsfähigkeit, Toleranz, Verantwortungsgefühl, ...) | Partner- und Gruppenarbeit, gemeinsame Ideensuche, demokratische Formen der Entscheidungsfindung |
Fremdes mit Eigenem in Beziehung setzen | |
Umgang mit Spannungen zwischen unterschiedlichen Interessen | |
Gemeinschaftliche Gestaltungen in der Klasse, im Schulhaus, ... | |
Wahrnehmen und Reflektieren | |
Mit allen Sinnen wahrnehmen | |
- Werke betrachten | Eigene Arbeiten und Arbeiten von Mitschülerinnen und Mitschülern betrachten |
Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken | |
Beispiele aus Alltag, Medien und Kunst genau anschauen, Details entdecken | |
- Persönliche Eindrücke anderen mitteilen | Vermutungen über dargestellte Inhalte äußern, unterschiedliche Meinungen und Mehrdeutigkeiten akzeptieren |
Eigene Empfindungen, eigene Wahrnehmungen und Assoziationen den anderen mitteilen, auch durch Mimik, Gestik, Musik, ... | |
Auf Informationen über Kunst und Kultur neugierig werden | Interessantes erfahren |
Über einzelne Werke und deren Gestalterinnen und Gestalter | |
Über das kulturelle Umfeld des Kindes, auch in Verbindung mit anderen Unterrichtsgegenständen | |
Verhältnis zwischen Aufgabenrahmen und persönlichem Gestaltungsspielraum besprechen | |
- Eigene bildnerische Ausdrucksformen finden | Inhaltliche und gestalterische Ideen zu einem Thema im Klassengespräch sammeln |
Sich durch Beispiele aus Alltag, Medien und Kunst zu eigenständigen Gestaltungen anregen lassen | |
Unterschiedliche Gestaltungsweisen besprechen |
Grundstufe II
Bildnerisches Gestalten
Eigene Einfälle einbringen und entwickeln | |
- Persönliche Vorstellungen darstellen | Erlebnisse und Fantasien, Situationen aus Geschichten und aus der eigenen sozialen Umwelt |
Themen, die zur Darstellung von Bewegung anregen | |
- Repertoire der Zeichen zunehmend differenzieren und erweitern | Gestaltung von Personen, Tieren, Pflanzen und Gegenständen |
Darstellung von räumlichen Beziehungen; grafische, malerische und plastische Mittel | |
Sich visuell verständlich machen | |
- Sachverhalte verdeutlichen | Tiere, Personen, Tätigkeiten usw. treffend darstellen |
- Wesentliches für andere erkennbar darstellen | Verdeutlichung durch Hervorhebung, etwa durch Größe und Farbe oder durch Reduktion auf das Wesentliche |
Erfinden von Bildzeichen | |
Bildgeschichten, Plakate, Kombinationen von Text und Bild | |
Gestaltungen mit verschiedenen bildnerischen Techniken und visuellen Ausdrucksformen (zB Pantomime); Herstellen von Masken und Handpuppen | |
Gefühle sichtbar machen | |
- Stimmungen ausdrücken durch Farben, Formen, Bewegung, usw. | Expressives Arbeiten mit grafischen, malerischen und plastischen Mitteln (zB Kohle, Kreide, Wachsmalstifte, Kleisterfarben, Fingerfarben, Erde, Sand, Lehm) |
Großformatiges Arbeiten, Aktivitäten im Freien | |
Spielen mit Masken und Handpuppen | |
Verdeutlichung von Gefühlen durch Körpersprache, Festhalten ausdrucksstarker Momente mit Hilfe von Foto und Video | |
Bewusste Übertreibung von Farben und Formen als Ausdrucksmittel | |
Visualisieren musikalischer Eindrücke | |
Experimentierfreude entwickeln | |
- Förderung von Offenheit und Risikobereitschaft, Frustrationstoleranz und Entscheidungsfähigkeit | Spielerisches Arbeiten mit Naturmaterialien (Steine, Äste, Blätter, ...) - auch im Freien; |
Spiele mit Licht und Schatten, mit Wind und Wasser, ... | |
- Den Zufall für bildnerische Wirkungen nützen | Ausprobieren von Zufallseffekten |
Spielerischer Umgang mit Farbe (zB Nass-in-Nass-Malerei, Abklatschtechnik, Frottage) | |
Wahl von Ausschnitten für Kalenderblätter, Hefteinbände, ... | |
Umgestaltungsfähigkeit und Flexibilität fördern | |
- Formelemente aus ihrem Zusammenhang lösen und zu neuen Bedeutungszusammenhängen fügen | Gebilde aus Alltagsgegenständen, Abfall oder Naturmaterial |
Collagen (zB Bild und Schrift aus Illustrierten ausschneiden |
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