Entscheidungs 13Os55/13g (13Os56/13d). OGH, 23-04-2014

ECLIECLI:AT:OGH0002:2014:0130OS00055.13G.0423.000
Date23 Abril 2014
Judgement Number13Os55/13g (13Os56/13d)
Record NumberJJT_20140423_OGH0002_0130OS00055_13G0000_000
CourtOberster Gerichtshof (Österreich)
Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 23. April 2014 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Hon.-Prof. Dr. Kirchbacher als Vorsitzenden, den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Dr. Lässig, die Hofrätin des Obersten Gerichtshofs Mag. Marek sowie die Hofräte des Obersten Gerichtshofs Dr. Nordmeyer und Dr. Oshidari in Gegenwart des Richteramtsanwärters Mag. Fellner als Schriftführer in der Finanzstrafsache gegen Hannes K***** und andere Angeklagte wegen Finanzvergehen der gewerbsmäßigen Abgabenhinterziehung nach §§ 33 Abs 1, 38 Abs 1 lit a FinStrG aF sowie weiterer strafbarer Handlungen über die Nichtigkeitsbeschwerden und die Berufungen der Angeklagten Hannes K*****, Dr. Peter I*****, Adolf Kl*****, Robert B*****, Heinz S*****, Fritz P***** und Gert Pö***** und der Staatsanwaltschaft sowie die Berufungen des Angeklagten Gerhard St***** und der Sch***** GmbH gegen das Urteil des Landesgerichts für Strafsachen Graz als Schöffengericht vom 17. Februar 2012, GZ 10 Hv 82/10b-720, die Beschwerden der Angeklagten Gerhard St*****, Fritz P***** und Gert Pö***** gegen die zugleich ergangenen Beschlüsse auf Erteilung von Weisungen im Sinn des § 26 Abs 2 FinStrG, die Beschwerde der Sch***** GmbH gegen die ebenfalls zugleich ergangene Zurückweisung ihrer Erklärung, sich dem Verfahren als Privatbeteiligte anzuschließen, sowie die Beschwerde des Angeklagten Hannes K***** gegen den Beschluss des Landesgerichts für Strafsachen Graz vom 14. Februar 2013, GZ 10 Hv 82/10b-765, nach öffentlicher Verhandlung in Anwesenheit der Vertreter der Generalprokuratur, Generalanwalt Dr. Ulrich, sowie der Privatbeteiligten Finanzamt G***** und SK *****, Dr. Günther-Baumann und Mag. Graf, und der Sch***** GmbH, Mag. Graf, der Angeklagten Hannes K*****, Gerhard St*****, Dr. Peter I*****, Adolf Kl*****, Robert B*****, Heinz S*****, Fritz P***** und Gert Pö***** sowie deren Verteidiger Mag. Dr. Kier, Dr. Pacher, Mag. Eberhardt, Mag. Gründl, Mag. Strampfer, Dr. Cuber, Mag. Schaller, Mag. Fröhlich und Dr. Aschmann

(I) zu Recht erkannt:

In jeweils teilweiser Stattgebung der Nichtigkeitsbeschwerden der Angeklagten Hannes K*****, Dr. Peter I*****, Robert B***** und Gert Pö***** sowie der Staatsanwaltschaft werden das angefochtene Urteil, das im Übrigen unberührt bleibt, im Hannes K***** betreffenden Strafausspruch nach dem FinStrG (einschließlich des Ausspruchs nach § 266 Abs 1 StPO und der Vorhaftanrechnung), in den Schuldsprüchen des Dr. Peter I***** wegen Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung nach §§ 11 dritter Fall, 33 Abs 2 lit b FinStrG (B/III) und wegen des Vergehens der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen nach §§ 159 Abs 2 und 4 Z 2, 161 Abs 1 StGB (F/I/1 zum Teil), des Robert B***** wegen Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung nach §§ 11 dritter Fall, 33 Abs 2 lit b FinStrG (B/IV) und des Gert Pö***** wegen Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung nach §§ 11 dritter Fall, 33 Abs 1 FinStrG und nach §§ 11 dritter Fall, 33 Abs 2 lit b FinStrG (C/I), demzufolge auch in den Dr. Peter I*****, Robert B***** und Gert Pö***** betreffenden Strafaussprüchen nach dem FinStrG und im Dr. Peter I***** betreffenden Strafausspruch nach dem StGB, sowie in den Freisprüchen des Hannes K***** vom Vorwurf, vom Sommer 1998 bis zum Sommer 2004 mit auf unrechtmäßige Bereicherung gerichtetem Vorsatz unter Benützung falscher Beweismittel in zahlreichen Angriffen andere durch Täuschung über Tatsachen zu Handlungen, Duldungen oder Unterlassungen verleitet zu haben, welche die Österreichische B***** um rund 53.000 Euro und den ***** F***** um etwa 25.000 Euro am Vermögen schädigten (D/III/1), und des Gerhard St***** vom Vorwurf, hiezu mit auf unrechtmäßige Bereicherung gerichtetem Vorsatz durch Vorlage unrichtiger Aufzeichnungen beigetragen zu haben (E), demzufolge auch im Hannes K***** betreffenden Strafausspruch nach dem StGB (einschließlich des Ausspruchs nach § 266 Abs 1 StPO und der Vorhaftanrechnung) und in der Verweisung der Privatbeteiligten Österreichische B***** und ***** F***** auf den Zivilrechtsweg (§ 366 Abs 1 StPO), sowie (infolge Aufhebung des Strafausspruchs nach dem FinStrG) der Gert Pö***** betreffende Beschluss auf Erteilung einer Weisung im Sinn des § 26 Abs 2 FinStrG aufgehoben.

Im Umfang der Aufhebung wird

(1) hinsichtlich der Schuldsprüche B/III (Dr. Peter I*****), B/IV (Robert B*****) und C/I (Gert Pö*****) sowie der darauf basierenden Strafaussprüche nach dem FinStrG und bezüglich der Freisprüche D/III/1 (Hannes K*****) und E (Gerhard St*****) sowie des Hannes K***** betreffenden Strafausspruchs nach dem StGB eine neue Hauptverhandlung angeordnet und die Sache an das Landesgericht für Strafsachen Graz verwiesen sowie

(2) in der Sache selbst erkannt:

Hannes K***** wird für die ihm angelasteten Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung nach § 33 Abs 2 lit b FinStrG (A/I) und der gewerbsmäßigen Abgabenhinterziehung nach §§ 33 Abs 1, 38 Abs 1 lit a FinStrG aF (A/II und A/III) unter Anwendung des § 21 Abs 1 und 2 FinStrG sowie des § 22 Abs 1 FinStrG gemäß §§ 33 Abs 5, 38 Abs 1 FinStrG idF vor BGBl I 2010/104 zu einer

Geldstrafe von 5.500.000 Euro (fünfmillionenfünfhunderttausend Euro), im Fall der Uneinbringlichkeit zu einer Ersatzfreiheitsstrafe von 15 (fünfzehn) Monaten, sowie

einer Freiheitsstrafe von 15 (fünfzehn) Monaten verurteilt.

Gemäß § 23 Abs 5 lit a FinStrG wird die vom 7. Mai 2007, 18:35 Uhr, bis zum 9. Juli 2007, 15:32 Uhr, erlittene Verwahrungs- und Untersuchungshaft auf die Strafe angerechnet.

Dr. Peter I***** wird für das ihm angelastete, als Verantwortlicher im Sinn des § 161 Abs 1 StGB begangene Vergehen der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen nach § 159 Abs 1 und 4 Z 1 StGB gemäß § 159 Abs 4 StGB zu einer Freiheitsstrafe von 6 (sechs) Monaten verurteilt.

Gemäß § 43 Abs 1 StGB wird diese Freiheitsstrafe unter Bestimmung einer Probezeit von 3 (drei) Jahren bedingt nachgesehen.

Im Übrigen werden die Nichtigkeitsbeschwerden verworfen.

Die wegen des Ausspruchs über die Schuld erhobene Berufung des Gerhard St***** wird zurückgewiesen.

Hannes K***** wird mit seinen Berufungen gegen den Strafausspruch auf die Aufhebung dieses Ausspruchs nach dem StGB sowie die Strafneubemessung nach dem FinStrG verwiesen.

Dr. Peter I***** wird mit seiner Berufung gegen den Strafausspruch auf die Aufhebung dieses Ausspruchs nach dem FinStrG sowie die Strafneubemessung nach dem StGB verwiesen.

Robert B***** und Gert Pö***** werden mit ihren Berufungen, soweit sie die Strafaussprüche nach dem FinStrG betreffen, auf die diesbezügliche Aufhebung verwiesen, Gert Pö***** mit seiner Beschwerde auf die Aufhebung des Beschlusses auf Erteilung einer Weisung.

Die Staatsanwaltschaft wird mit ihrer Berufung zu Hannes K***** auf die Aufhebung des Strafausspruchs nach dem StGB und die Strafneubemessung nach dem FinStrG, mit ihrer Berufung zu Robert B***** auf die Aufhebung des Strafausspruchs nach dem FinStrG verwiesen.

In Stattgebung der Berufungen der Angeklagten Fritz P***** und Gert Pö***** werden die über sie nach dem StGB verhängten Freiheitsstrafen (jeweils unter Beibehaltung der bedingten Strafnachsicht) bezüglich

Fritz P***** auf 5 (fünf) Monate und

Gert Pö***** auf 10 (zehn) Monate

herabgesetzt.

Den darüber hinausgehenden Berufungen gegen die Strafaussprüche der Angeklagten Robert B***** und Fritz P***** sowie der Staatsanwaltschaft und den Berufungen gegen die Strafaussprüche der Angeklagten Gerhard St*****, Adolf Kl***** und Heinz S***** wird nicht Folge gegeben.

In Stattgebung der Berufung des Angeklagten Hannes K***** wird der Ausspruch über die privatrechtlichen Ansprüche der D***** R***** GmbH wie folgt abgeändert:

Gemäß §§ 366 Abs 2, 369 Abs 1 StPO ist Hannes K*****, geboren am 27. Oktober 1951, schuldig, der Privatbeteiligten D***** R***** GmbH 2.658,33 Euro (zweitausendsechshundertachtundfünfzig Euro und 33 Cent) binnen 14 (vierzehn) Tagen zu zahlen.

In Stattgebung der Berufungen der Angeklagten Hannes K*****, Dr. Peter I*****, Adolf Kl*****, Robert B*****, Fritz P***** und Gert Pö***** wird der Zuspruch von 800.000 Euro (achthunderttausend Euro) an den SK ***** aufgehoben und die Erklärung des SK *****, sich dem Verfahren als Privatbeteiligter anzuschließen, zurückgewiesen.

Die Berufung der Sch***** GmbH wird zurückgewiesen.

(II) den

Beschluss

gefasst:

Spruch

1) In Stattgebung der Beschwerden des Gerhard St***** und des Fritz P***** wird der diese Angeklagten betreffende Beschluss auf Erteilung von Weisungen im Sinn des § 26 Abs 2 FinStrG aufgehoben.

2) Die Beschwerde der Sch***** GmbH wird zurückgewiesen.

Den Angeklagten Hannes K*****, Gerhard St*****, Dr. Peter I*****, Adolf Kl*****, Robert B*****, Heinz S*****, Fritz P***** und Gert Pö***** fallen auch die Kosten des Rechtsmittelverfahrens zur Last.

Text

Gründe:

Mit dem angefochtenen Urteil wurden Hannes K***** jeweils mehrerer Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung nach § 33 Abs 2 lit b FinStrG (A/I) und der gewerbsmäßigen Abgabenhinterziehung nach §§ 33 Abs 1, 38 Abs 1 lit a FinStrG aF (A/II und A/III), der - jeweils als leitender Angestellter im Sinn des § 161 Abs 1 StGB begangenen - Vergehen der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen nach § 159 Abs 1 und 4 Z 1 StGB (D/I/1) und nach § 159 Abs 2 und 4 Z 2 StGB (D/I/2) sowie des Verbrechens des schweren Betrugs nach §§ 146, 147 Abs 1 Z 1, Abs 3 und § 15 StGB (D/III/2 und D/III/3), Gerhard St***** mehrerer Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung nach §§ 11 dritter Fall, 33 Abs 2 lit b FinStrG (B/I), Dr. Peter I***** mehrerer Vergehen der Abgabenhinterziehung nach §§ 11 dritter Fall, 33 Abs 2 lit b FinStrG (B/III) sowie der - jeweils als leitender Angestellter im Sinn des § 161 Abs 1 StGB begangenen - Vergehen der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen nach § 159 Abs 1 und 4 Z 1 StGB und nach § 159 Abs 2 und 4 Z 2 StGB (F/I/1), Adolf Kl***** mehrerer Finanzvergehen der Abgabenhinterziehung nach §§ 11 dritter Fall, 33 Abs 2 lit b FinStrG (B/V) sowie des - als leitender...

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