Entscheidungs 14Os79/99. OGH, 31-08-2001

ECLIECLI:AT:OGH0002:2001:0140OS00079.99.0831.000
Judgement Number14Os79/99
Date31 Agosto 2001
Record NumberJJT_20010831_OGH0002_0140OS00079_9900000_000
CourtOberster Gerichtshof (Österreich)
Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 31. August 2001 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Massauer als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr. Mayrhofer, Dr. Holzweber, Dr. Ratz und Dr. Philipp als weitere Richter, in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag. Bauer als Schriftführerin, in der Strafsache gegen Josef R***** und andere Angeklagte wegen des Verbrechens des Missbrauchs der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 und Abs 2 StGB und weiterer strafbarer Handlungen über die Nichtigkeitsbeschwerden und die Berufungen der Angeklagten Josef R*****, Wolfgang G*****, Reinhard M***** und Karl K***** sowie die Nichtigkeitsbeschwerde (hinsichtlich der Angeklagten Annemarie H*****) und die Berufung (hinsichtlich des Angeklagten Karl K*****) des Privatbeteiligten Finanzamt Vöcklabruck als Finanzstrafbehörde erster Instanz gegen das Urteil des Landesgerichtes Wels als Schöffengericht vom 9. Juli 1998, GZ 14 Vr 1.174/93-329, nach am 28. und 31. Juli 2001 durchgeführter öffentlicher Verhandlung in Anwesenheit des Vertreters des Generalprokurators, Generalanwalt Dr. Tiegs, des Vertreters des Finanzamtes Vöcklabruck als Finanzstrafbehörde erster Instanz und Privatbeteiligtenvertreters Dr. Reger, der Angeklagten Josef R*****, Wolfgang G***** und Reinhard M***** und der Verteidiger Mag. Embacher, Dr. Pammesberger, Dr. Köllensperger, Mag. Moser und Mag. Froner, jedoch in Abwesenheit der Angeklagten Karl K***** und Annemarie H*****, zu Recht erkannt:

Spruch

In teilweiser Stattgebung der Nichtigkeitsbeschwerden der Angeklagten Josef R*****, Wolfgang G***** und Reinhard M***** wird das angefochtene Urteil, das im Übrigen unberührt bleibt, in Ansehung des Angeklagten Josef R***** in den Schuldspruchfakten CC./B./II./, XXV./, XXVIII./, XXXVI./ und XXXVIII./, des Angeklagten Reinhard M***** in den Schuldspruchfakten BB./D./XXII./ 7./ und 8./ und demnach in den Strafaussprüchen hinsichtlich des Angeklagten Josef R***** (nur) nach dem Strafgesetzbuch und des Angeklagten Reinhard M***** (nur) nach dem Finanzstrafgesetz sowie im Strafausspruch des Angeklagten Wolfgang G***** (nur) nach dem Finanzstrafgesetz aufgehoben und, soweit die Angeklagten Reinhard M***** und Wolfgang G***** betroffen sind, die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung im Umfang der Aufhebung an das Erstgericht zurückverwiesen; soweit Josef R***** betroffen ist, wird in der Sache selbst erkannt:

Josef R***** wird von der Anklage, er habe falsche Urkunden im Rechtsverkehr zum Beweis der daraus hervorgehenden Rechte und Tatsachen gebraucht, und zwar

1) (CC./B./II. Jahresausgleich 1990, Walter B*****) am 9. April 1991 dadurch, dass er einen von ihm mit dem Namen des Lohnsteuerpflichtigen Walter B***** unterfertigten Antrag auf Durchführung des Jahresausgleiches 1990 beim Finanzamt Gmunden einbrachte;

2) (CC./B./XXV. Lohnsteuerverfahren Johann N*****) zwischen 16. Feber 1989 und 22. März 1993 dadurch, dass er jeweils von ihm mit dem Namen des Abgabepflichtigen Johann N***** unterfertigte Schriftstücke, und zwar den Freibetragsantrag für 1988, den Jahresausgleichsantrag 1989, ein Stundungsansuchen vom 10. Juli 1991, den Jahresausgleichsantrag 1990 und den Jahresausgleichsantrag 1992 beim Finanzamt Gmunden einbrachte;

3) (CC./B./XXVIII. Jahresausgleichsverfahren Nikolaus O*****) am 16. Mai 1991 dadurch, dass er einen von ihm mit dem Namen des Lohnsteuerpflichtigen Nikolaus O***** unterfertigten Antrag auf Durchführung eines Jahresausgleiches für 1990 beim Finanzamt Gmunden einbrachte;

4) (CC./B./XXXVI. Veranlagungsverfahren Iris R*****) in der Zeit zwischen März 1982 und Juli 1992 dadurch, dass er sämtliche Abgabenerklärungen und sonstige Anträge im gegenständlichen Veranlagungsverfahren für die Jahre 1982 bis 1990 - ausgenommen am 20. Jänner 1992 - auf dem Formular "Verf24" über die angebliche Betriebseröffnung mit dem Namen Iris R***** unterfertigte und die derart unterfertigten Schriftstücke beim Finanzamt Gmunden einreichte;

5) (CC./B./XXXVIII. Jahresausgleichsverfahren Rudolf R*****) am 18. September 1991 dadurch, dass er einen von ihm mit dem Namen des Abgabepflichtigen Rudolf R***** unterfertigten Antrag auf Durchführung des amtswegigen Jahresausgleiches für 1990 beim Finanzamt Gmunden einbrachte;

gemäß § 259 Z 3 StPO freigesprochen.

Die Nichtigkeitsbeschwerden der Angeklagten Josef R*****, Reinhard M***** und Wolfgang G***** werden im Übrigen, die Nichtigkeitsbeschwerden des Angeklagten Karl K***** und des Finanzamtes Vöcklabruck zur Gänze verworfen.

In Neubemessung der Strafe hinsichtlich Josef R***** nach dem Strafgesetzbuch wird über diesen unter Anwendung des § 28 Abs 1 StGB nach § 302 Abs 2 StGB eine Freiheitsstrafe von vier Jahren verhängt. Mit ihren Berufungen wegen des Ausspruchs über die Strafe werden die Angeklagten Josef R*****, soweit er den Strafausspruch nach dem Strafgesetzbuch bekämpft, sowie die Angeklagten Reinhard M***** und Wolfgang G*****, soweit sie den Strafausspruch nach dem Finanzstrafgesetz bekämpfen, auf diese Entscheidung verwiesen. Im Übrigen wird den Berufungen wegen des Ausspruchs über die Strafe der Angeklagten Josef R*****, Reinhard M***** und Wolfgang G***** nicht Folge gegeben.

Zur Entscheidung über die Berufungen wegen des Ausspruchs über die Strafe des Angeklagten Karl K***** und des Finanzamtes Vöcklabruch (hinsichtlich dieses Angeklagten) werden die Akten dem Oberlandesgericht Linz zugemittelt.

Der Berufung des Angeklagten Wolfgang G***** gegen den Ausspruch über die privatrechtlichen Ansprüche wird nicht Folge gegeben. Den Angeklagten Josef R*****, Wolfgang G*****, Reinhard M***** und Karl K***** fallen auch die auf den erfolglos gebliebenen Teil ihrer Rechtsmittel entfallenden Kosten zur Last.

Text

Gründe:

Dem angefochtenen Urteil liegen im anfechtungsrelevanten Teil mehrere Schuldspruchkomplexe wegen verschiedener (nach dem Strafgesetzbuch und dem Finanzstrafgesetz) strafbarer Handlungen zu Grunde, die sich nach den erstgerichtlichen Feststellungen als überwiegend mehraktige Verwirklichung eines organisierten, von vernetzter Beteiligung mehrerer Komplizen gekennzeichneten Tatkonzeptes darstellen, das auf die Schädigung von Staatsfinanzen auch durch amtsmissbräuchliche Malversationen ausgerichtet war.

Entsprechend ihrer differenzierten Beteiligung an den einzelnen Tatkomplexen liegen den am Rechtsmittelverfahren beteiligten Angeklagten folgende Delikte zur Last:

1./ Josef R*****:

a./ das Verbrechen des Missbrauchs der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 und Abs 2 StGB (AA./A./I./3./a./, 4./a./, III./4./, V./1./ und 2./, VII./1./, 2./ und 3./a./, IX./1./a./, XIII./2./, XV./, XVI./a./, XVIII./2./a./, XVIII./3./a./, XIX./, XX./1./, 2./a./, XXII./4./a./, 9./a./, 10./a./, 11./a./, 13./, XXIII./, XXVII./1./, 2./, XXIX./, XXXI./, XXXIII./1./, 3./a./, 5./a./, 6./a./, 7./a./, 8./a./, 9./a./, 10./a./, 11./a./, XXXIX./1./, 2./, XL./1./a./, 2./a./, XLIII./1./, 3./a./, 4./a./, 5./a./, 6./a./, XLIV./1./a./, 2./a./, 3./, XLVIII./, XLIX./1./ bis 5./, L./1./, 3./a./, 5./a./ 6./a./, 8./.a./, 9./a./, LII./1./a./);

b./ das Finanzvergehen der teils vollendeten, teils versuchten Abgabenhinterziehung nach §§ 33 Abs 1, Abs 2 lit a und 13 Abs 1 FinStrG, teils als Beteiligter nach § 11 dritter Fall FinStrG (AA./B./I./3./b./, 4./b./, VII./3./b./, IX./1./b./, XVI./b./, XVIII./2./b./, 3./b./, XX./2./b./, XXII./4./b./, 9./b./, 10./b./, 11./b./, XXXIII./3./b./, 5./b./, 6./b./, 7./b./, 8./b./, 9./b./, 10./b./, 11./b./, XL./1./b./, 2./b./, XLIII./3./b./, 4./b./, 5./b./, 6./b./, XLIV./1./b./, 2./b./, L./3./b./, 5./b./, 6./b./, 8./b./, 9./b./, LII./1./b./,

BB./A./XL./3./, 4./ und 5./, L./4./, 7./, B./L./1./ und 2./, D./XXII./5./ bis 8./, F./XXXII./);

c./ das Verbrechen des gewerbsmäßigen schweren Betruges nach §§ 146, 147 Abs 1 Z 1 und Abs 3, 148 zweiter Fall StGB (CC./A./XXII./);

d./ das Vergehen der Urkundenfälschung nach § 223 Abs 2 StGB

(CC./B./II./, XXV./, XXVIII./, XXXVI./, XXXVIII./);

e./ das Vergehen der Fälschung eines Beweismittels nach § 293 Abs 2 StGB (CC./C./XL./3./ bis 5./);

f./ das Vergehen der Geschenkannahme durch Beamte nach § 304 Abs 2

und Abs 3 StGB (CC./D./);

2./ Wolfgang G*****:

a./ das Verbrechen des Missbrauchs der Amtsgewalt nach § 302 Abs 1 und Abs 2 StGB (AA./A./IX./1./a./; XVIII./4./a./; XXII./11./a./, XXXIX./1./ und 2./; XLIII./a./a); LV./, LVI./, LVII./1./ und 2./, 3./a./, 4./a./ und 5./a./; LXI./; LXII./2./ und LXIV./7./) sowie b./ das Finanzvergehen der teils vollendeten, teils versuchten Abgabenhinterziehung nach §§ 33 Abs 1 und 13 Abs 1 FinStrG, teils als Beteiligter nach § 11 dritter Fall FinStrG (AA./B./IX./1./b./, XVIII./4./b./, XXII./11./b./, XLIII./a./ b), LVII./3./b./, 4./b./ und 5./b./);

3./ Reinhard M*****:

a./ das Verbrechen des Missbrauchs der Amtsgewalt als Beteiligter nach §§ 12 dritter Fall, 302 Abs 1 und Abs 2 StGB (AA./A./XXII./4./a./, 9./a./, 10./a./ und 11./a./, XXXIX./1./ und 2./);

b./ das Finanzvergehen der teils vollendeten, teils versuchten Abgabenhinterziehung nach §§ 33 Abs 1, Abs 2 lit a und 13 Abs 1 FinStrG (AA./B./XXII./4./b./, 9./b./, 10./b./, 11./b./;

BB./D./XXII./5./ bis 8./; E./XXII./1./ bis 3./, 12./;

4./ Karl K*****:

a./ das Verbrechen des Missbrauchs der Amtsgewalt als Beteiligter nach §§ 12 zweiter Fall, 302 Abs 1 und Abs 2 StGB (AA./A./IX./1./a./, XVIII./2./a./, 3./a./, 4./a./, XLIII./1./, 3./a./ bis 6./a./, XLIII./a./a));

b./ das Finanzvergehen der teils vollendeten, teils versuchten Abgabenhinterziehung nach §§ 33 Abs 1 und 11 Abs 1 FinStrG (AA./B./IX./1./b./, XVIII./2./b./, 3./b./, 4./b./, XVIII./4a./, XLIII./3./b./ bis 6./b./, XLIII./a./b.)).

Annemarie H***** wurde von dem wider sie erhobenen Anklagevorwurf in Richtung §§ 12 zweiter Fall, 302 Abs 1 und Abs 2 StGB; 33 Abs 1 und Abs 2 lit a sowie 11 Abs 1 FinStrG gemäß § 259 Z 3 StPO freigesprochen.

Die Angeklagten Josef R*****, Wolfgang G*****, Reinhard M***** und Karl K***** haben gegen die sie betreffenden Schuldsprüche bzw Teile derselben ebenso Nichtigkeitsbeschwerde erhoben wie das Finanzamt Vöcklabruck als...

Um weiterzulesen

FORDERN SIE IHR PROBEABO AN

VLEX uses login cookies to provide you with a better browsing experience. If you click on 'Accept' or continue browsing this site we consider that you accept our cookie policy. ACCEPT