Entscheidungs 6Ob339/00x. OGH, 06-06-2001

ECLIECLI:AT:OGH0002:2001:0060OB00339.00X.0606.000
Record NumberJJT_20010606_OGH0002_0060OB00339_00X0000_000
Judgement Number6Ob339/00x
Date06 Junio 2001
CourtOberster Gerichtshof (Österreich)
Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat als Revisionsgericht durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Ehmayr als Vorsitzenden und die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr. Schiemer, Dr. Huber, Dr. Prückner und Dr. Schenk als weitere Richter in der Rechtssache der klagenden Partei Dr. Eva R*****, als Masseverwalterin im Konkurs über das Vermögen des Ferdinand R*****, gegen die beklagte Partei Republik Österreich, vertreten durch die Finanzprokuratur, 1011 Wien, Singerstraße 17-19, wegen Anfechtung von Zahlungen und

724.278 S, über die Revision der beklagten Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichtes Wien als Berufungsgericht vom 6. Oktober 2000, GZ 3 R 57/00z-12, mit dem das Urteil des Handelsgerichtes Wien vom 17. Februar 2000, GZ 30 Cg 24/99b-8, bestätigt wurde, zu Recht erkannt:

Spruch

Der Revision wird teilweise Folge gegeben.

Die Entscheidungen der Vorinstanzen werden dahin abgeändert, dass das Urteil einschließlich der unangefochtenen und bestätigten Teile insgesamt lautet:

Die vom Gemeinschuldner an die Beklagte geleisteten Zahlungen von 24.191 S (21. 8. 1997), 57.667 S (22. 9. 1997), 75.499 S (20. 10. 1997) und 277.222 S (18. 12. 1997) sind gegenüber den Konkursgläubigern unwirksam.

Die Beklagte ist schuldig, der Klägerin 434.579 S samt 4 % Zinsen

aus 24.191 S vom 21. 8. 1997 bis 21. 9. 1997,

aus 106.858 S vom 22. 9. 1997 bis 1. 10. 1997,

aus 116.214 S vom 2. 10. 1997 bis 12. 10. 1997,

aus 124.214 S vom 13. 10. 1997 bis 16. 10. 1997,

aus 132.214 S vom 17. 10. 1997 bis 19. 10. 1997,

aus 207.713 S vom 20. 10. 1997 bis 27. 10. 1997,

aus 215.713 S vom 28. 10. 1997 bis 3. 11. 1997,

aus 223.713 S vom 4. 11. 1997 bis 9. 11. 1997,

aus 231.713 S vom 10. 11. 1997 bis 18. 11. 1997,

aus 239.713 S vom 19. 11. 1997 bis 23. 11. 1997,

aus 246.713 S vom 24. 11. 1997 bis 17. 12. 1997

und aus 434.579 S seit 18. 12. 1997 binnen 14 Tagen zu zahlen.

Das Mehrbegehren, auch die geleisteten Zahlungen von 31.326 S (21. 8. 1997), 120.513 S (22. 9. 1997) und 137.860 S (20. 10. 1997) gegenüber den Konkursgläubigern für unwirksam zu erklären und die Beklagte schuldig zu erkennen, der Klägerin weitere 289.699 S samt 4 %igen anteiligen Zinsen binnen 14 Tagen zu zahlen, wird abgewiesen.

Die Beklagte ist schuldig, der Klägerin 30.281,14 S (darin enthalten 3.540,24 S USt und 9.039,40 S Barauslagen) an Kosten des Verfahrens erster Instanz binnen 14 Tagen zu ersetzen.

Die Klägerin ist schuldig, der Beklagten insgesamt 29.067 S (darin 15.900 S Barauslagen) an Kosten des Berufungs- und Revisionsverfahrens binnen 14 Tagen zu ersetzen.

Text

Entscheidungsgründe:

Über das Vermögen des Ferdinand R*****, der ein Elektroinstallationsunternehmen betrieb, wurde am 19. 2. 1998 das Konkursverfahren eröffnet. Die objektive Zahlungsunfähigkeit trat Anfang August 1997 ein. In den letzten 6 Monaten vor Konkurseröffnung zahlte der nunmehrige Gemeinschuldner folgende Beträge an das zuständige Finanzamt:

1.) 21. 08. 1997 55.517 S

2.) 22. 09. 1997 178.180 S

3.) 20. 10. 1997 213.359 S

4.) 18. 12. 1997 277.222 S

5.) 29. 09. 1997 25.000 S

6.) 02. 10. 1997 9.356 S

7.) 13. 10. 1997 8.000 S

8.) 17. 10. 1997 8.000 S

9.) 28. 10. 1997 8.000 S

10.) 04. 11. 1997 8.000 S

11.) 10. 11. 1997 8.000 S

12.) 18. 11. 1997 8.000 S

13.) 24. 11. 1997 7.000 S

14.) 18. 12. 1997 2.500 S

Gesamt: 816.134 S.

Die zu 1.) bis 3.) angeführten Zahlungen schlüsseln sich wie folgt auf:

ad 1.) Fälligkeit 18. 08. 1997

Lohnsteuer 7/97 177.019 S

Dienstgeberbeitrag 7/97 121.586 S

Zuschlag 14.320 S

USt-Gutschrift -257.408 S

Saldo 55.517 S

ad 2.) Fälligkeit 15. 09. 1997

Lohnsteuer 8/97 153.055 S

Dienstgeberbeitrag 8/97 65.477 S

Zuschlag 7.712 S

USt-Gutschrift -48.054 S

Saldo 178.190 S

ad 3.) Fälligkeit 15. 10. 1997

Lohnsteuer 9/97 137.860 S

Dienstgeberbeitrag 9/97 57.945 S

Zuschlag 6.825 S

Umsatzsteuer 10.729 S

Saldo 213.359 S

Bei der zu Punkt 4.) angeführten Zahlung handelte es sich um eine am 15. 12. 1997 fällig gewesene Umsatzsteuersonderzahlung.

Ab Beginn des Jahres 1997 kam es zu persönlichen Vorsprachen des Gemeinschuldners bei der Einbringungsstelle des zuständigen Finanzamtes, wobei er von seinen Zahlungsproblemen, seinen Außenständen und seinen Sorgen erzählte. Ein am 25. 3. 1997 gestelltes Ratenersuchen wurde abgelehnt, weil er die geforderten Sicherheiten nicht erbrachte. Im August 1997 kam es zu einer Ratenvereinbarung, wonach er die Rückstände in Raten von 35.000 S sowie die laufend fällig werdenden Abgaben begleichen sollte. Er zahlte in der Folge etwa einmal pro Woche 8.000 S, wobei es auch vorkam, dass er beim Finanzamt anrief und ersuchte, das Geld einige Tage später bringen zu dürfen. Anlässlich einer 1997 durchgeführten Umsatzsteuerbetriebsprüfung stellte sich heraus, dass der Gemeinschuldner Zahlungseingänge von 30 bis 40 Mio S als Anzahlung bewertete und daher nicht der Umsatzsteuer unterzogen hatte. Bei der Schlussbesprechung am 14. 10. 1997 teilte er mit, dass er, wenn er die vorgeschriebene Summe zahlen müsse, zusperren müsse. Er wolle nicht in Konkurs gehen, weil er so gute Arbeiter habe und sein Unternehmen der Tochter übergeben wolle. Er beglich die Finanzamtschulden deshalb vorzugsweise, weil er vor Exekutionen und einem Konkursantrag Angst hatte. Er hatte auch Verbindlichkeiten bei anderen Gläubigern in Millionenhöhe.

Die Klägerin begehrte, mit der am 17. 2. 1999 eingebrachten Klage, die angeführten Zahlungen des Gemeinschuldners für unwirksam zu erklären und die Beklagte zur Rückzahlung von (zunächst) 816.134 S samt gestaffelten 4 % Zinsen jeweils ab Zahltag zu verpflichten. Da die Beklagte am 30. 3. 1999 91.856 S an die Klägerin zahlte, womit die zu Punkt 5.) bis 14.) angeführten Beträge (ohne Zinsen) zurückerstattet wurden, schränkte die Klägerin ihr Rückzahlungsbegehren auf insgesamt 724.278 S samt gestaffelten Zinsen (auch aus jenen Beträgen, die zurückerstattet wurden) ein. Sie stützte ihr Begehren auf jeden vom Vorbringen gedeckten Anfechtungstatbestand, insbesondere auf § 28 Z 1 und 2 sowie § 31 Abs 1 Z 2 KO. Dem zuständigen Finanzamt sei die finanzielle Lage...

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