Entscheidungstexte nº G180/2014 ua. VfGH. 10-03-2015

ECLIECLI:AT:VFGH:2015:G180.2014
Date10 Marzo 2015
VERFASSUNGSGERICHTSHOF
Verfassungsgerichtshof
Freyung 8, A-1010 Wien
www.verfassungsgerichtshof.at
G 180/2014-30, G 216/2014-25, G 232/2014-27,
G 42/2015-4, G 77/2015-5
10. März 2015
IM NAMEN DER REPUBLIK!
Der Verfassungsgerichtshof hat unter dem Vorsitz des
Präsidenten
Dr. Gerhart HOLZINGER,
in Anwesenheit der Vizepräsidentin
Dr. Brigitte BIERLEIN
und der Mitglieder
Dr. Markus ACHATZ,
Mag. Dr. Eleonore BERCHTOLD-OSTERMANN,
Dr. Sieglinde GAHLEITNER,
DDr. Christoph GRABENWARTER,
Dr. Michael HOLOUBEK,
Dr. Helmut HÖRTENHUBER,
Dr. Claudia KAHR,
Dr. Georg LIENBACHER,
Dr. Rudolf MÜLLER,
Dr. Johannes SCHNIZER und
Dr. Ingrid SIESS-SCHERZ
sowie des Ersatzmitgliedes
MMag. Dr. Barbara LEITL-STAUDINGER
als Stimmführer, im Beisein der verfassungsrechtlichen Mitarbeiterin
Dr. Valerie TROFAIER-LESKOVAR
als Schriftführerin,
G 180/2014-30,
G 216/2014-25,
G 232/2014-27,
G 42/2015-4,
G 77/2015-5
10.03.2015
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über 1. die Anträge des OBERSTEN GERICHTSHOFES, die Wortfolge "Sachver-
ständigen oder" in § 126 Abs. 4 dritter Satz StPO idF BGBl. I 19/2004 (samt
Eventualbegehren) als verfassungswidrig aufzuheben (G 180/2014, G 216/2014
und G232/2014), nach der am 26. Februar 2015 durchgeführten mündlichen
Verhandlung nach Anhörung des Vortrages der Berichterstatterin und der Aus-
führungen der Vertreter des Obersten Gerichtshofes Hofrat Dr. Hagen Nordmey-
er und Hofrat Dr. Clemens Oberressl, der Vertreter der beteiligten Parteien
Rechtsanwalt Dr. Otto Dietrich, Rechtsanwalt Dr. Michael Rohregger, Rechtsan-
wältin Dr. Alexia Stuefer und Rechtsanwalt Mag. Wilhelm Milchrahm, Re chtsan-
wältin Mag. Julia Mair, Rechtsanwalt Dr. Wilfried Ludwig Weh, Rechtsanwalt
Dr. Stephan Lenzhofer, Rechtsanwalt Mag. Martin Nemec und Rechtsanwalt
Dr. Herbert Eichenseder sowie der Vertreter der Bundesregieru ng
SC Mag. Christian Pilnacek und Dr. Ronald Faber sowie 2. den Antrag des ******
******, ************, **** *********, vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Otto
Dietrich, Operngasse 6, 1010 Wien, die Wortfolge "Sachverständigen oder" in
§ 126 Abs. 4 letzter Satz StPO idF BGBl. I 19/2004 als verfassungswidrig aufzuhe-
ben (G 42/2015), und 3. den Antrag des ****** *******, **** ********* *****
********, ************************, **** ****, vertreten durch Rechtsan-
wälte Mag. Dr. Roland Kier, Dr. Richard Soyer und Dr. Alexia Stuefer, Kärntner
Ring 6, 1010 Wien, auszusprechen, dass § 126 Abs. 3 erster Halbsatz StPO idF
BGBl. I 52/2009 und § 126 Abs. 4 dritter Satz StPO idF BGBl. I 19/2004 verfas-
sungswidrig waren (G 77/2015), am heutigen Tage gemäß Art. 140 B-VG zu Recht
erkannt:
I. 1. Die Wortfolge "Sachverständigen oder" in § 126 Abs. 4 dritter Satz der
Strafprozessordnung 1975, BGBl. Nr. 631/1975 (Wv), idF BGBl. I
Nr. 19/2004, war verfassungswidrig.
2.1. Die verfassungswidrige Wortfolge ist auch in den beim Obersten Ge-
richtshof anhängigen Rechtssachen nicht mehr anzuwenden.
2.2. Weiters ist die verfassungswidrige Wortfo lge auch in den durch das Urteil
des Landesgerichtes für Strafsachen Wien vom 6. November 2014,
Z 65 Hv 164/13g (ONr. unbekannt), und das Urteil des Landesgerichtes für
G 180/2014-30,
G 216/2014-25,
G 232/2014-27,
G 42/2015-4,
G 77/2015-5
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Strafsachen Graz vom 18. November 2014, Z 4 Hv 127/14g-851, in erster
Instanz entschiedenen Rechtssachen nicht mehr anzuwenden.
3. Der Bundeskanzler ist zur unverzüglichen Kundmachung dieser Aussprüche
im Bundesgesetzblatt I verpflichtet.
II. Die zu G 42/2015 und zu G 77/2015 protokollierten (Partei-)Anträge werden
zurückgewiesen.
Entscheidungsgründe
I. Anlassverfahren, Anträge und Vorverfahren
1. Beim Verfassungsgerichtshof sind drei je aus Anlass von Nichtigkeitsbe-
schwerden gemäß § 281 Abs. 1 Z 4 Strafprozessordnung 1975 (StPO) erhobene,
auf Art. 140 Abs. 1 Z 1 lit. a B-VG gestützte Anträge (eines Senates) des Obersten
Gerichtshofes anhängig , mit denen die Aufhebung
"I. der Wortfolge 'Sachverständigen oder' in § 126 Abs 4 dritter Satz StPO idF
BGBl. I 2004/1 9,
in eventu
II. der Wortfolgen
1. 'von der Staatsanwaltschaft, für gerichtliche Ermittlungen oder Beweisauf-
nahmen (§§ 104, 105) und fü r das Hauptverfahre n (§ 210 Abs 2) jedoch' in § 126
Abs 3 erster Satz StPO idF BGBl I 2009/52,
2. 'von der Staatsanwaltschaft, im Fall einer Bestellung durch das Geric ht von
diesem,' im zweiten Satz und 'Sachverständigen oder' im dritten Satz des § 126
Abs 4 StPO idF BGBl I 2004/19,
3. 'eine Staatsanwaltschaft oder' im zweiten Satz und 'der Staatsanwaltschaft
oder' im dritten Satz des § 128 Abs 2a StPO idF BGBl I 2009/40;
in eventu der Wortfolge
III. 'Sachverständig en oder' in § 126 Abs 2c StPO idF BGBl I 2010/111"
als verfassungswidrig beantragt wird.
1.1. Dem Antrag zu G 180/2014 liegt ein Urteil des Landesgerichtes für Strafsa-
chen Wien vom 12. April 2013 zugrunde, mit dem drei Angeklagte jeweils des
Verbrechens der Untreue nach § 153 Abs. 1, Abs. 2 zweiter Fall Strafgesetzbuch
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