Entscheidungstexte nº G215/2022 (G215/2022-26). VfGH. 05-10-2023

ECLIECLI:AT:VFGH:2023:G215.2022
Date05 October 2023
VERFASSUNGSGERICHTSHOF
Verfassungsgerichtshof
Freyung 8, A-1010 Wien
www.verfassungsgerichtshof.at
G 215/2022-26
5. Oktober 2023
IM NAMEN DER REPUBLIK!
Der Verfassungsgerichtshof hat unter dem Vorsitz des Präsidenten
DDr. Christoph GRABENWARTER,
in Anwesenheit der Vizepräsidentin
Dr. Verena MADNER
und der Mitglieder
Dr. Markus ACHATZ,
Dr. Sieglinde GAHLEITNER,
Dr. Andreas HAUER,
Dr. Christoph HERBST,
Dr. Michael HOLOUBEK,
Dr. Helmut HÖRTENHUBER,
Dr. Claudia KAHR,
Dr. Georg LIENBACHER,
Dr. Michael MAYRHOFER,
Dr. Michael RAMI und
Dr. Ingrid SIESS-SCHERZ
als Stimmführer, im Beisein der verfassungsrechtlichen Mitarbeiterin
Mag. Franziska Sofie TILLIAN
als Schriftführerin,
G 215/2022-26
05.10.2023
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über den Antrag der BURGENLÄNDISCHEN LANDESREGIERUNG, näher bezeich-
nete Bestimmungen des ORF-Gesetzes als verfassungswidrig aufzuheben, nach
der am 26. September 2023 durchgeführten öffentlichen mündlichen Verhand-
lung, nach Anhörung des Vortrages des Berichterstatters und der Ausführungen
des Vertreters der antragstellenden Landesregierung, Dr. Florian Philapitsch,
LL.M., sowie der Vertreter der Bundesregierung, Dr. Matthias Traimer und Dr. Mi-
chael Kogler, am heutigen Tage gemäß Art. 140 B-VG zu Recht erkannt:
I. 1. § 20 Abs. 1 erster Satz Z 3 und Z 4 ORF-G, in § 20 Abs. 1 letzter Satz ORF-G
die Wort- und Zeichenfolge "und 2. über Kenntnisse des österreichischen und
internationalen Medienmarktes verfügen oder sich auf Grund ihrer bisheri-
gen Tätigkeit im Bereich der Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst oder Bildung ho-
hes Ansehen erworben haben", § 20 Abs. 4 zweiter Satz ORF-G, jeweils
BGBl. Nr. 379/1984, idF BGBl. I Nr. 83/2001, § 28 Abs. 4 und Abs. 5 ORF-G,
jeweils BGBl. Nr. 379/1984, idF BGBl. I Nr. 83/2001, § 28 Abs. 6 erster Satz
ORF-G, BGBl. Nr. 379/1984, idF BGBl. I Nr. 115/2017, § 29 Abs. 6 zweiter, drit-
ter und vierter Satz ORF-G, BGBl. Nr. 379/1984, idF BGBl. I Nr. 23/2014 sowie
§ 30 Abs. 1 Z 2 ORF-G, BGBl. Nr. 379/1984, idF BGBl. I Nr. 23/2014 werden als
verfassungswidrig aufgehoben.
2. Die Aufhebung tritt mit Ablauf des 31. März 2025 in Kraft.
3. Frühere gesetzliche Bestimmungen treten nicht wieder in Kraft.
4. Der Bundeskanzler ist zur unverzüglichen Kundmachung dieser Aussprüche
im Bundesgesetzblatt I verpflichtet.
II. Hinsichtlich der sonstigen Teile von § 20 Abs. 1, Abs. 2, Abs. 3, Abs. 4, Abs. 5,
Abs. 6 und Abs. 7 ORF-G, § 28 Abs. 2, Abs. 3 und Abs. 6 ORF-G sowie § 29
Abs. 1, Abs. 2, Abs. 3, Abs. 4, Abs. 5 und Abs. 6 ORF-G wird der zweite Even-
tualantrag abgewiesen.
III. Im übrigen, § 20 Abs. 6a, Abs. 8, Abs. 9 und Abs. 10 ORF-G, § 28 Abs. 1 ORF-G,
§ 29 Abs. 4a ORF-G sowie § 30 Abs. 1 Z 1, Z 3 bis Z 8 und Abs. 2, Abs. 3, Abs. 4
und Abs. 5 ORF-G betreffenden, Umfang wird der zweite Eventualantrag zu-
rückgewiesen.
G 215/2022-26
05.10.2023
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IV. Der Hauptantrag und der erste Eventualantrag werden jeweils zurückgewie-
sen.
Entscheidungsgründe
I. Antrag
Mit dem vorliegenden, auf Art. 140 Abs. 1 Z 2 B-VG gestützten Antrag begehrt die
Burgenländische Landesregierung in ihrem Hauptantrag § 20 Abs. 1, 4, 5 und 7 des
Bundesgesetzes über den Österreichischen Rundfunk (ORF-Gesetz, ORF-G),
BGBl. 379/1984, idF BGBl. I 10/2021, § 28 Abs. 3, 4, 5 und 6 ORF-G,
BGBl. 379/1984, idF BGBl. I 115/2017, § 29 Abs. 4 und 6 ORF-G, BGBl. 379/1984,
idF BGBl. I 10/2021 sowie § 30 Abs. 1 Z 2 ORF-G, BGBl. 379/1984, idF
BGBl. I 23/2014 als verfassungswidrig aufzuheben. Mit einem ersten Eventualan-
trag begehrt die Burgenländische Landesregierung § 20 Abs. 1, Abs. 4 zweiter und
dritter Satz, Abs. 5 und 7 ORF-G, BGBl. 379/1984, idF BGBl. I 10/2021, § 28 Abs. 4,
5 und 6 erster Satz ORF-G, BGBl. 379/1984, idF BGBl. I 115/2017, § 29 Abs. 4 dritter
Satz und Abs. 6 zweiter, dritter und vierter Satz ORF-G, BGBl. 379/1984, idF
BGBl. I 10/2021; mit einem zweiten Eventualantrag § 20 ORF-G, BGBl. 379/1984,
idF BGBl. I 10/2021, § 28 ORF-G, BGBl. 379/1984, idF BGBl. I 115/2017, § 29
ORF-G, BGBl. 379/1984, idF BGBl. I 10/2021 und § 30 ORF-G, BGBl. 379/1984, idF
BGBl. I 23/2014, als verfassungswidrig aufzuheben.
II. Rechtslage
Die maßgeblichen Bestimmungen des Bundesgesetzes über den Österreichischen
Rundfunk (ORF-Gesetz, ORF-G), BGBl. 379/1984, idF BGBl. I 112/2023 lauten
auszugsweise wie folgt (§ 20 ORF-G steht idF BGBl. I 10/2021, § 28 ORF-G steht idF
BGBl. I 115/2017, § 29 ORF-G steht idF BGBl. I 10/2021 und § 30 ORF-G steht idF
BGBl. I 23/2014 in Kraft; die mit dem zweiten Eventualantrag angefochtenen
Bestimmungen sind hervorgehoben):
"Organe des Österreichischen Rundfunks
§ 19. (1) Die Organe des Österreichischen Rundfunks sind:
1. der Stiftungsrat,
2. der Generaldirektor,
3. der Publikumsrat;
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