Entscheidungstexte nº G428/2016 ua, .... VfGH. 28-06-2017

ECLIECLI:AT:VFGH:2017:G428.2016
Date28 Junio 2017
VERFASSUNGSGERICHTSHOF
Verfassungsgerichtshof
Freyung 8, A-1010 Wien
www.verfassungsgerichtshof.at
G 428/2016-21*
28. Juni 2017
IM NAMEN DER REPUBLIK!
Der Verfassungsgerichtshof hat unter dem Vorsitz des
Präsidenten
Dr. Gerhart HOLZINGER
und in Anwesenheit der Mitglieder
Dr. Markus ACHATZ,
Mag. Dr. Eleonore BERCHTOLD-OSTERMANN,
Dr. Sieglinde GAHLEITNER,
DDr. Christoph GRABENWARTER,
Dr. Christoph HERBST,
Dr. Michael HOLOUBEK,
Dr. Helmut HÖRTENHUBER,
Dr. Claudia KAHR,
Dr. Rudolf MÜLLER,
Dr. Johannes SCHNIZER und
Dr. Ingrid SIESS-SCHERZ
als Stimmführer, im Beisein des verfassungsrechtlichen Mitarbeiters
Dr. Walter FAUNIE
als Schriftführer,
G 428/2016-21*
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über die Anträge 1. der *** ******* ******-***********,
******-*****-***** *, **** ****, 2. des **** ******* ******** sowie der
****** ********, beide ******* ********** *, **** *********, alle vertreten
durch Lansky, Ganzger + Partner Rechtsanwälte GmbH, Biberstraße 5, 1010
Wien, auf Aufhebung des § 16 Mietrechtsgesetz (MRG), BGBl. 520/1981, des
Richtwertgesetzes (RichtWG), BGBl. 800/1993, sowie der Richtwertverordnun-
gen, BGBl. 140-148/1993, jeweils in unterschiedlichen Fassungen, sowie näher
bezeichneter Kundmachungen des Bundesministers für Justiz über die Änderung
der Richtwerte nach dem Richtwertgesetz in seiner heutigen nichtöffentlichen
Sitzung gemäß Art. 140 B-VG und Art. 139 B-VG zu Recht erkannt:
I. Soweit sich die Anträge auf § 16 Abs. 1 bis 4 Mietrechtsgesetz (MRG),
BGBl. Nr. 520/1981 idF BGBl. I Nr. 100/2014 bzw. BGBl. I Nr. 161/2001, so-
wie auf das Richtwertgesetz (RichtWG), BGBl. 800/1993 idF BGBl. I
Nr. 25/2009 bzw. BGBl. I Nr. 12/2016, sowie auf die Kundmachungen des
Bundesministers für Justiz über die Änderung der Richtwerte nach dem
Richtwertgesetz, BGBl. II Nr. 93/2010, BGBl. II Nr. 82/2012 und BGBl. II
Nr. 55/2014 beziehen, werden sie abgewiesen.
II. Im Übrigen werden die Anträge zurückgewiesen.
Entscheidungsgründe
I. Anträge
1. Die Antragstellerin in dem zu G 428/2016, G 430/2016, V 75/2016 protokol-
lierten Verfahren stellt den vorliegenden, auf Art. 140 Abs. 1 Z 1 lit. d B-VG sowie
Art. 139 Abs. 1 Z 4 B-VG gestützten Antrag,
"I. weil das Richtwertsystem verfassungswidrig ist:
1. gemäß Art 140 Abs 1 Z 1 lit d B-VG als verfassungswidrig aufzuheben,
a. das gesamte RichtWG BGBI Nr 800/1993 idF BGBI I Nr 12/2016, weil das
Richtwertsystem als solches verfassungswidrig ist und zudem die einzelnen
Bestimmungen des RichtWG in einem untrennbaren Zusammenhang stehen und
dadurch gewährleistet ist, dass das RichtWG im fortgesetzten Verfahren nicht
anwendbar ist; sowie
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b. § 16 MRG, BGBI Nr 520/1981 idF BGBl I Nr 100/2014 wegen des untrennbaren
Zusammenhangs mit dem RichtWG und weil dies die auf den gegenständlichen
Mietvertrag anwendbare Fassung ist; die gesamte Bestimmung ist aufzuheben,
weil die einzelnen Absätze in einem untrennbaren Zusammenhang stehen;
dies deshalb, zumal die vorgenannte Bestimmung in den angeführten Fassungen
gegen den Gleichheitssatz (Art 7 B-VG; Art 2 StGG), das Diskriminierungsverbot
(Art 14 EMRK), (das Eigentumsgrundrecht (Art 5 StGG; Art 1 1.ZPEMRK) und
schließlich gegen die Erwerbsausübungsfreiheit (Art 6 StGG) verstößt, da sie den
Richtwert in willkürlicher Weise und unter Heranziehung untauglicher Anknüp-
fungspunkte festsetzt;
2. gemäß Art 139 Abs 1 Z 4 B-VG aufgrund des untrennbaren Zusammenhangs
mit dem RichtWG und § 16 MRG sowie des untrennbaren Zusammenhangs
zwischen den einzelnen Verordnungen selbst als gesetzwidrig aufheben
a. die Richtwertverordnungen sämtlicher Bundesländer, BGBI Nr 140 bis
148/1994; sowie
b. sämtliche Kundmachungen zur Wertanpassung der Richtwerte vor Erlassung
des § 5 RichtWG idF des MILG, das sind die Verordnungen BGBI Nr 166/1995,
Nr 124/1996, BGBI II Nr 65/1997, II Nr 72/1998, II Nr 78/1999, II Nr 80/2000,
II Nr 125/2001, II Nr 114/2002, II Nr 190/2003, II Nr 116/2004, II Nr 37/2005,
II Nr 101/2006 und II Nr 61/2007, weil nicht gänzlich ausgeschlossen werden
kann, dass der Gerichtshof diese im fortgesetzten Verfahren für anwendbar
erachtet; sowie
c. die Kundmachungen (Verordnungen) BGBI II Nr 93/2010, II Nr 82/2012,
II Nr 55/2014 zur Wertanpassung nach Erlassung des § 5 RichtWG idF des MILG
und der WRN 2009 aus denselben Gründen;
dies deshalb, weil sämtliche dieser Kundmachungen nach der gänzlichen Aufhe-
bung des RichtWG und des § 16 MRG zwar gesetzlos sind, aber dennoch nicht
ausgeschlossen werden kann, dass sie im fortgesetzten Verfahren vor dem
Rekursgericht anwendbar sein könnten;
II. eventualiter, sollte sich der Anfechtungsumfang oben unter Punkt I. als zu weit
erweisen:
1. gemäß Art 140 Abs 1 Z 1 lit d B-VG als verfassungswidrig aufheben
a. § 5 RichtWG idF BGBl I Nr 25/2009 (WRN 2009) und
b. § 5 RichtWG idF BGBl I Nr 12/2016 (2. MILG),
weil die Z 1 bis Z 9 in § 5 Abs 1 RichtWG in einem untrennbaren Zusammenhang
stehen, daher Abs 1 leg cit gesamthaft aufzuheben ist, sowie § 5 Abs 1 und Abs 2
RichtWG ebenfalls in einem untrennbaren Zusammenhang stehen; daher ist § 5
RichtWG in den angegebenen Fassungen, weil es sich dabei um die auf den
verfahrensgegenständlichen Mietvertrag anwendbaren Fassungen der Gesetzes-
bestimmungen handelt, als verfassungswidrig aufzuheben; dies deshalb, zumal
die vorgenannte Bestimmung in den angeführten Fassungen gegen den Gleich-
heitssatz (Art 7 B-VG; Art 2 StGG), das Diskriminierungsverbot (Art 14 EMRK),
(das Eigentumsgrundrecht (Art 5 StGG; Art 1 1.Z[P]EMRK) und schließlich gegen
die Erwerbsausübungsfreiheit (Art 6 StGG) verstößt, da sie den Richtwert in
willkürlicher Weise und unter Heranziehung untauglicher Anknüpfungspunkte
festsetzt;
2. gemäß Art 140 Abs 1 Z 1 lit d B-VG als verfassungswidrig aufheben § 3
RichtWG, BGBl Nr 800/1993, weil diese Bestimmung die verfassungswidrigen
Berechnungsgrundlagen für den Richtwert enthält, und § 4 RichtWG, BGBl

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