Entscheidungstexte nº G44/2017 ua. VfGH. 29-09-2017

ECLIECLI:AT:VFGH:2017:G44.2017
Date29 Septiembre 2017
VERFASSUNGSGERICHTSHOF
Verfassungsgerichtshof
Freyung 8, A-1010 Wien
www.verfassungsgerichtshof.at
G 44-45/2017-9
29. September 2017
IM NAMEN DER REPUBLIK!
Der Verfassungsgerichtshof hat unter dem Vorsitz der
Vizepräsidentin
Dr. Brigitte BIERLEIN
in Anwesenheit der Mitglieder
Mag. Dr. Eleonore BERCHTOLD-OSTERMANN,
Dr. Sieglinde GAHLEITNER,
DDr. Christoph GRABENWARTER,
Dr. Christoph HERBST,
Dr. Michael HOLOUBEK,
Dr. Helmut HÖRTENHUBER,
Dr. Claudia KAHR,
Dr. Georg LIENBACHER,
Dr. Rudolf MÜLLER,
Dr. Johannes SCHNIZER und
Dr. Ingrid SIESS-SCHERZ
sowie des Ersatzmitgliedes
Dr. Nikolaus BACHLER
als Stimmführer, im Beisein des verfassungsrechtlichen Mitarbeiters
Mag. Matthias PICHLER
als Schriftführer,
G 44-45/2017-9
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über den Antrag der *********** ****, *********** ***, **** ** *********,
***********, vertreten durch die Barnert Egermann Illigasch Rechtsanwälte
GmbH, Rosenbursenstraße 2, 1010 Wien, auf Aufhebung von § 1a Abs. 4, § 44
Abs. 10 und Anlage 1 Z 32 UWG sowie § 7 zweiter und dritter Satz und § 17
Abs 10 zweiter Satz PrAG in seiner heutigen nichtöffentlichen Sitzung gemäß
Art. 140 B-VG zu Recht erkannt:
Der Antrag wird abgewiesen.
Entscheidungsgründe
I. Antrag
Mit dem auf Art. 140 Abs. 1 Z 1 lit. c B-VG gestützten Antrag begehrt die antrag-
stellende Gesellschaft, der Verfassungsgerichtshof möge "§§ 1a Abs 4 und 44
Abs 10 des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb 1984 UWG,
jeweils BGBl Nr 448/1984 in der Fassung von BGBl I Nr 99/2016, Z 32 des An-
hangs zum Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb 1984 UWG, BGBl
Nr 448/1984 in der Fassung von BGBl I Nr 99/2016, sowie §§ 7 zweiter und
dritter Satz und 17 Abs 10 zweiter Satz des Preisauszeichnungsgesetzes, jeweils
BGBl Nr 146/1992 in der Fassung von BGBl I Nr 99/2016" als verfassungswidrig
aufheben.
II. Rechtslage
1. § 1a und § 44 sowie Anlage 1 des Bundesgesetzes gegen den unlauteren
Wettbewerb 1984 ("UWG"), BGBl. 448/1984, idF BGBl. I 99/2016, lauten (die
angefochtenen Bestimmungen bzw. Wortfolgen sind hervorgehoben):
"Aggressive Geschäftspraktiken
§ 1a. (1) Eine Geschäftspraktik gilt als aggressiv, wenn sie geeignet ist, die Ent-
scheidungs- oder Verhaltensfreiheit des Marktteilnehmers in Bezug auf das
Produkt durch Belästigung, Nötigung, oder durch unzulässige Beeinflussung
wesentlich zu beeinträchtigen und ihn dazu zu veranlassen, eine geschäftliche
Entscheidung zu treffen, die er andernfalls nicht getroffen hätte.
(2) Bei der Feststellung, ob eine aggressive Geschäftspraktik vorliegt, ist auch auf
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1. Zeitpunkt, Ort, Art oder Dauer,
2. die Verwendung von drohenden oder beleidigenden Formulierungen oder
Verhaltensweisen,
3. die Ausnutzung von konkreten Unglückssituationen oder Umständen von
solcher Schwere durch den Unternehmer, welche das Urteilsvermögen des
Verbrauchers beeinträchtigen, worüber sich der Unternehmer bewusst ist, um
die Entscheidung des Verbrauchers in Bezug auf das Produkt zu beeinflussen.
4. belastende oder unverhältnismäßige Hindernisse nichtvertraglicher Art, mit
denen der Unternehmer den Verbraucher an der Ausübung seiner vertraglichen
Rechte insbesondere am Recht, den Vertrag zu kündigen oder zu einem ande-
ren Produkt oder einem anderen Unternehmen zu wechseln zu hindern ver-
sucht und
5. Drohungen mit rechtlich unzulässigen Handlungen
abzustellen.
(3) Jedenfalls als aggressiv gelten die im Anhang unter Z 24 bis 31 angeführten
Geschäftspraktiken.
(4) Jedenfalls als aggressiv gilt auch die im Anhang unter Z 32 genannte Ge-
schäftspraktik. Vereinbarungen darüber sind absolut nichtig.
[…]
Inkrafttreten
§ 44. (1) Die §§ 2 Abs. 1 bis 6, 28a, 29 Abs. 2 und 43 Abs. 1 in der Fassung des
Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 185/1999 treten mit 1. April 2000 in Kraft.
(2) § 14 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 185/1999 tritt mit
1. Jänner 2001 in Kraft.
(3) § 8 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 111/1999 tritt rückwirkend
mit 1. Jänner 1996 mit der Maßgabe in Kraft, dass diesbezüglich § 4 bis zum
Inkrafttreten des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 55/2000 keine Anwendung findet.
(4) § 32 Abs. 1 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 55/2000 tritt mit
1. September 2000 in Kraft.
(5) Die §§ 9a Abs. 2 Z 8, 29 Abs. 2, 30 Abs. 2, 31 Abs. 3, 33 Abs. 1 und 33f in der
Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 136/2001 treten mit 1. Jänner 2002 in
Kraft.
(6) § 14 Abs. 1 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 106/2006 tritt mit
dem der Kundmachung folgenden Tag in Kraft.
(7) Die §§ 1, 1a, 2, 2a, 3 Abs. 1, 4 Abs. 1 bis 3, 5, 6 Abs. 2, 8 Abs. 1, 14 Abs. 1 und
2, 18, 21, 27 Abs. 5, 28a, 31 Abs. 4, 33a Abs. 3, 45 und der Anhang in der Fassung

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