Entscheidungstexte nº G52/2016. VfGH. 12-10-2017

ECLIECLI:AT:VFGH:2017:G52.2016
Date12 Octubre 2017
VERFASSUNGSGERICHTSHOF
Verfassungsgerichtshof
Freyung 8, A-1010 Wien
www.verfassungsgerichtshof.at
G 52/2016-18
12. Oktober 2017
IM NAMEN DER REPUBLIK!
Der Verfassungsgerichtshof hat unter dem Vorsitz des
Präsidenten
Dr. Gerhart HOLZINGER,
in Anwesenheit der Vizepräsidentin
Dr. Brigitte BIERLEIN
und der Mitglieder
Dr. Markus ACHATZ,
Mag. Dr. Eleonore BERCHTOLD-OSTERMANN,
Dr. Sieglinde GAHLEITNER,
DDr. Christoph GRABENWARTER,
Dr. Christoph HERBST,
Dr. Michael HOLOUBEK,
Dr. Helmut HÖRTENHUBER,
Dr. Claudia KAHR,
Dr. Georg LIENBACHER,
Dr. Rudolf MÜLLER,
Dr. Johannes SCHNIZER und
Dr. Ingrid SIESS-SCHERZ
als Stimmführer, im Beisein der verfassungsrechtlichen Mitarbeiterin
Mag. Julia FRIEDRICHKEIT-LEBMANN
als Schriftführerin,
G 52/2016-18
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über den Antrag der ** ************* * ** **, *************, **** ****,
vertreten durch die Rohregger Scheibner Bachmann Rechtsanwälte GmbH,
Rotenturmstraße 17/15, 1010 Wien, mehrere Bestimmungen des Bundesgeset-
zes über Fernabsatz- und außerhalb von Geschäftsräumen geschlossene Verträge
(FAGG) als verfassungswidrig aufzuheben, in seiner heutigen nichtöffentlichen
Sitzung gemäß Art. 140 B-VG zu Recht erkannt:
I. Der Antrag auf Aufhebung von § 4 Abs. 1, § 10, § 15 Abs. 4 letzter Satz, der
Wortfolge "nachdem er ein Verlangen gemäß § 10 erklärt und der Unter-
nehmer hierauf mit der Vertragserfüllung begonnen hat" in § 16 Abs. 1, § 16
Abs. 2 und § 18 Abs. 2 des Bundesgesetzes über Fernabsatz- und außerhalb
von Geschäftsräumen geschlossene Verträge (Fern- und Auswärtsgeschäfte-
Gesetz FAGG), BGBl. I Nr. 33/2014, wird abgewiesen.
II. Im Übrigen wird der Antrag zurückgewiesen.
Entscheidungsgründe
I. Antrag
Die antragstellende Gesellschaft, welche das Gewerbe der Bestattung ausübt
und Bestattungsdienstleistungen erbringt, begehrt mit ihrem auf Art. 140 Abs. 1
Z 1 lit. c B-VG gestützten Antrag, der Verfassungsgerichtshof möge "1. a) § 15
Abs 4 letzter Satz FAGG idF BGBl I 33/2014; b) die Wortfolge 'nachdem er ein
Verlangen gemäß § 10 erklärt und der Unternehmer hierauf mit der Vertragser-
füllung begonnen hat' in § 16 Abs 1 FAGG idF BGBl I 33/2014; c) § 16 Abs 2 FAGG
idF BGBl I 33/2014; d) § 3 Z 1 lit b FAGG sowie die Wortfolge 'oder seine Ver-
tragserklärung' in § 4 Abs 1 FAGG jeweils idF BGBl I 33/2014; e) §§ 1, 3, 4, 5, 6, 7,
8, 9, 10, 11, 12, 18 und 19 sowie Anhang I FAGG jeweils idF BGBl I 33/2014; zur
Gänze, in eventu zum Teil als verfassungswidrig aufheben; 2. in eventu §§ 1, 3, 4,
5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 sowie Anhang I und II FAGG idF
BGBl I 33/2014 zur Gänze, in eventu zum Teil als verfassungswidrig aufheben;
3. in eventu das FAGG idF BGBl I 33/2014 zur Gänze als verfassungswidrig aufhe-
ben; in eventu, falls die Verlautbarungsberichtigung des BGBl I 83/2015 auf das
FAGG durchschlägt 4. a) § 15 Abs 4 letzter Satz FAGG idF BGBl I 83/2015; b) die
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Wortfolge 'nachdem er ein Verlangen gemäß § 10 erklärt und der Unternehmer
hierauf mit der Vertragserfüllung begonnen hat' in § 16 Abs 1 FAGG idF BGBl I
83/2015; c) § 16 Abs 2 FAGG idF BGBl I 83/2015; d) § 3 Z 1 lit b FAGG sowie die
Wortfolge 'oder seine Vertragserklärung' in § 4 Abs 1 FAGG jeweils idF BGBl I
83/2015; e) §§ 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 18 und 19 FAGG sowie Anhang I
jeweils idF BGBl I 83/2015; zur Gänze, in eventu zum Teil als verfassungswidrig
aufheben; 5. in eventu §§ 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19
sowie Anhang I und II FAGG idF BGBl I 83/2015 zur Gänze, in eventu zum Teil als
verfassungswidrig aufheben; 6. in eventu das FAGG idF BGBl I 83/2015 zur Gänze
als verfassungswidrig aufheben; sowie in allen obigen Fällen 7. der Republik
Österreich gemäß § 65a VfGG den Ersatz der Kosten auferlegen, wobei jedenfalls
der Zuspruch aller regelmäßig anfallenden Kosten begehrt wird."
Darüber hinaus regt die antragstellende Gesellschaft an, "gemäß Art 267 A[EU]V
[…] dem EuGH die Richtlinie 2011/83/EU zur Prüfung ihrer Vereinbarkeit mit der
Charta der Grundrechte der Europäischen Union im Wege eines Vorabentschei-
dungsverfahrens vorzulegen. Dabei möge insbesondere die Frage der Vereinbar-
keit der VRRL mit den Art 16, 17 und 20 GRC an den EuGH herangetragen wer-
den."
II. Rechtslage
1. Die Bestimmungen der Richtlinie 2011/83/EU des Europäischen Parlaments
und des Rates vom 25. Oktober 2011 über die Rechte der Verbraucher, zur
Abänderung der Richtlinie 93/13/EWG des Rates und der Richtlinie 1999/44/EG
des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Richtlinie
85/577/EWG des Rates und der Richtlinie 97/7/EG des Europäischen Parlaments
und des Rates, ABl. 2011 L 304, S 64, lauten:
"KAPITEL I
GEGENSTAND, BEGRIFFSBESTIMMUNGEN UND GELTUNGSBEREICH
[…]
Artikel 3
Geltungsbereich
(1) Diese Richtlinie gilt unter den Bedingungen und in dem Umfang, wie sie in
ihren Bestimmungen festgelegt sind, für jegliche Verträge, die zwischen einem
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