Entscheidungstexte nº V395/2020 ua. VfGH. 14-07-2020

ECLIECLI:AT:VFGH:2020:V395.2020
Date14 Julio 2020
VERFASSUNGSGERICHTSHOF
Verfassungsgerichtshof
Freyung 8, A-1010 Wien
www.verfassungsgerichtshof.at
G 197/2020-9, V 395/2020-9
14. Juli 2020
IM NAMEN DER REPUBLIK!
Der Verfassungsgerichtshof hat unter dem Vorsitz des Präsidenten
DDr. Christoph GRABENWARTER,
in Anwesenheit der Vizepräsidentin
Dr. Verena MADNER
und der Mitglieder
Dr. Markus ACHATZ,
Dr. Wolfgang BRANDSTETTER,
Dr. Sieglinde GAHLEITNER,
Dr. Andreas HAUER,
Dr. Christoph HERBST,
Dr. Michael HOLOUBEK,
Dr. Helmut HÖRTENHUBER,
Dr. Claudia KAHR,
Dr. Georg LIENBACHER,
Dr. Michael RAMI,
Dr. Johannes SCHNIZER und
Dr. Ingrid SIESS-SCHERZ
als Stimmführer, im Beisein der verfassungsrechtlichen Mitarbeiterin
Mag. Anna GERSTENDÖRFER
als Schriftführerin,
G 197/2020-9,
V 395/2020-9
14.07.2020
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über die Anträge 1. der *************************, *******************,
**** ****, 2. der **********************************, ****************,
**** ****, 3. der *******************, ***************, **** ****, 4. der
******************************, ***********************, **** ******, 5. der
********************, *****************, **** **********, 6. der *********
*************, **************, **** ********, und 7. der **************-
*********, ************************, **** ********, alle vertreten durch die
Held Berdnik Astner & Partner Rechtsanwälte GmbH, Karmeliterplatz 4,
8010 Graz, §§ 1 und 2 der Verordnung des Bundesministers für Soziales, Ge-
sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend vorläufige Maßnahmen zur
Verhinderung der Verbreitung von COVID 19, BGBl. II 96/2020, idF
BGBl. II 151/2020, samt Eventualanträgen, als gesetzwidrig und § 1 Bundesgesetz
betreffend vorläufige Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von
COVID-19, BGBl. I 12/2020, idF BGBl. I 23/2020 als verfassungswidrig aufzuhe-
ben, in seiner heutigen nichtöffentlichen Sitzung gemäß Art. 139 und Art. 140
B-VG zu Recht erkannt:
I. 1. Die Wortfolge ", wenn der Kundenbereich im Inneren maximal 400 m2
beträgt" sowie der vierte Satz "Veränderungen der Größe des Kundenbe-
reichs, die nach dem 7. April 2020 vorgenommen wurden, haben bei der
Ermittlung der Größe des Kundenbereichs außer Betracht zu bleiben." in
§ 2 Abs. 4 der Verordnung des Bundesministers für Soziales, Gesundheit,
Pflege und Konsumentenschutz betreffend vorläufige Maßnahmen zur Ver-
hinderung der Verbreitung von COVID-19, BGBl. II Nr. 96/2020, idF
BGBl. II Nr. 151/2020 waren gesetzwidrig.
2. Die als gesetzwidrig festgestellten Bestimmungen sind nicht mehr anzu-
wenden.
3. Im Übrigen werden die Anträge abgewiesen.
II. Der Bund (Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumen-
tenschutz) ist schuldig, den antragstellenden Parteien zuhanden ihrer
Rechtsvertreter die mit € 2.005,80 bestimmten Prozesskosten binnen 14 Ta-
gen bei sonstiger Exekution zu ersetzen.
G 197/2020-9,
V 395/2020-9
14.07.2020
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Entscheidungsgründe
I. Anträge
Gestützt auf Art. 139 Abs. 1 Z 3 B-VG und Art. 140 Abs. 1 Z 1 lit. c B-VG begehren
die antragstellenden Parteien, die §§ 1 und 2 der Verordnung des Bundesminis-
ters für Soziales, Gesundheit, P flege und Konsumentenschutz betreffend vorläu-
fige Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19,
BGBl. II 96/2020, idF BGBl. II 151/2020 als gesetzwidrig sowie § 1 des Bundesge-
setzes betreffend vorläufige Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von
COVID-19, BGBl. I 12/2020, idF BGBl. I 23/2020 als verfassungswidrig aufzuhe-
ben. Weiters stellen sie mehrere Eventualanträge.
II. Rechtslage
1. Die Verordnung des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz betreffend vorläufige Maßnahmen zur Verhinderung der
Verbreitung von COVID-19 (im Folgenden: COVID-19-Maßnahmenverordnung),
BGBl. II 96/2020, idF BGBl. II 151/2020 lautet (die angefochtenen Bestimmungen
sind hervorgehoben):
"§ 1. Das Betreten des Kundenbereichs von Betriebsstätten des Handels und von
Dienstleistungsunternehmen sowie von Freizeit- und Sportbetrieben zum Zweck
des Erwerbs von Waren oder der Inanspruchnahme von Dienstleistungen oder
der Benützung von Freizeit- und Sportbetrieben ist untersagt.
§ 2. (1) § 1 gilt nicht für folgende Bereiche:
1. öffentliche Apotheken
2. Lebensmittelhandel (einschließlich Verkaufsstellen von Lebensmittelproduzen-
ten) und bäuerlichen Direktvermarktern
3.. Drogerien und Drogeriemärkte
4. Verkauf von Medizinprodukten und Sanitärartikeln, Heilbehelfen und Hilfsmit-
teln
5. Gesundheits- und Pflegedienstleistungen
6. Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen die von den Ländern im
Rahmen der Behindertenhilfe, Sozialhilfe, Teilhabe bzw. Chancengleichheits-
gesetze erbracht werden
7. veterinärmedizinische Dienstleistungen
8. Verkauf von Tierfutter
9. Verkauf und Wartung von Sicherheits- und Notfallprodukten
10. Notfall-Dienstleistungen
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