Entscheidungstexte nº V91/2021 ua. VfGH. 24-06-2021

ECLIECLI:AT:VFGH:2021:V91.2021
Date24 Junio 2021
VERFASSUNGSGERICHTSHOF
Verfassungsgerichtshof
Freyung 8, A-1010 Wien
www.verfassungsgerichtshof.at
V 91/2021-14, V 156/2021-10
24. Juni 2021
IM NAMEN DER REPUBLIK!
Der Verfassungsgerichtshof hat unter dem Vorsitz des Präsidenten
DDr. Christoph GRABENWARTER,
in Anwesenheit der Vizepräsidentin
Dr. Verena MADNER
und der Mitglieder
Dr. Markus ACHATZ,
Dr. Sieglinde GAHLEITNER,
Dr. Andreas HAUER,
Dr. Christoph HERBST,
Dr. Michael HOLOUBEK,
Dr. Helmut HÖRTENHUBER,
Dr. Claudia KAHR,
Dr. Georg LIENBACHER,
Dr. Michael RAMI,
Dr. Johannes SCHNIZER und
Dr. Ingrid SIESS-SCHERZ
sowie des Ersatzmitgliedes
MMag. Dr. Barbara LEITL-STAUDINGER
als Stimmführer, im Beisein der verfassungsrechtlichen Mitarbeiterin
Mag. Claudia HÖBARTH
als Schriftführerin,
V 91/2021-14,
V 156/2021-10
24.06.2021
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über die Anträge des LANDESVERWALTUNGSGERICHTES TIROL, der Verfassungs-
gerichtshof möge feststellen, dass die Verordnung des Bundesministers für
Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, mit der zusätzliche
Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Verbreitung von COVID-19 (Virusvarian-
te B1.351) getroffen werden (COVID-19-Virusvariantenverordnung COVID-19-
VvV), BGBl. II 63/2021 (V 91/2021) bzw. idF BGBl. II 98/2021 (V 156/2021),
gesetzwidrig war, in seiner heutigen nichtöffentlichen Sitzung gemäß Art. 139
B-VG zu Recht erkannt:
Die Anträge werden abgewiesen.
Entscheidungsgründe
I. Anträge
1. Mit dem auf Art. 139 Abs. 1 Z 1 B-VG gestützten und beim Verfassungsge-
richtshof zu V 91/2021 protokollierten Antrag begehrt das Landesverwaltungsge-
richt Tirol, der Verfassungsgerichtshof möge feststellen, dass die Verordnung des
Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, mit
der zusätzliche Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Verbreitung von COVID-
19 (Virusvariante B1.351) getroffen werden (COVID-19-
Virusvariantenverordnung COVID-19-VvV), BGBl. II 63/2021, gesetzwidrig war.
2. Mit dem weiteren, auf Art. 139 Abs. 1 Z 1 B-VG gestützten und beim Verfas-
sungsgerichtshof zu V 156/2021 protokollierten Antrag begehrt das Landesver-
waltungsgericht Tirol, der Verfassungsgerichtshof möge feststellen, dass die
Verordnung des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsu-
mentenschutz, mit der zusätzliche Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der
Verbreitung von COVID-19 (Virusvariante B1.351) getroffen werden (COVID-19-
Virusvariantenverordnung COVID-19-VvV), BGBl. II 63/2021 idF BGBl. II
98/2021 gesetzwidrig war.
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II. Rechtslage
1. § 1, § 24, § 43 und § 43a Epidemiegesetz 1950 (EpiG), BGBl. 186/1950, in der
Fassung BGBl. I 114/2006 (§ 24), BGBl. I 63/2016 (§ 1), BGBl. I 43/2020 (§ 43) und
BGBl. I 104/2020 (§ 43a) laute(te)n wie folgt:
"Anzeigepflichtige Krankheiten
§ 1. (1) Der Anzeigepflicht unterliegen:
1. Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle an Cholera, Gelbfieber, virusbeding-
tem hämorrhagischem Fieber, infektiöser Hepatitis (Hepatitis A, B, C, D, E),
Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) und Fuchsbandwurm (Echinococcus
multilocularis), Infektionen mit dem Influenzavirus A/H5N1 oder einem anderen
Vogelgrippevirus, Kinderlähmung, bakteriellen und viralen Lebensmittelvergif-
tungen, Lepra, Leptospiren-Erkrankungen, Masern, MERS-CoV (Middle East
Respiratory Syndrome Coronavirus/'neues Corona-Virus'), Milzbrand, Psittakose,
Paratyphus, Pest, Pocken, Rickettsiose durch R. prowazekii, Rotz, übertragbarer
Ruhr (Amöbenruhr), SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom), trans-
missiblen spongiformen Enzephalopathien, Tularämie, Typhus (Abdominalty-
phus), Puerperalfieber, Wutkrankheit (Lyssa) und Bissverletzungen durch wut-
kranke oder -verdächtige Tiere,
2. Erkrankungs- und Todesfälle an Bang'scher Krankheit, Chikungunya-Fieber,
Dengue-Fieber, Diphtherie, Ha nta-Virus-Infektionen, virusbedingten Meningoen-
zephalitiden, invasiven bakteriellen Erkrankungen (Meningitiden und Sepsis),
Keuchhusten, Legionärskrankheit, Malaria, Röteln, Scharlach, Rückfallfieber,
Trachom, Trichinose, West-Nil-Fieber, schwer verlaufenden Clostridium difficile
assoziierten Erkrankungen und Zika-Virus-Infektionen.
(2) Der Bundesminister für Gesundheit und Frauen kann, wenn dies aus epide-
miologischen Gründen gerechtfertigt oder auf Grund internationaler Verpflich-
tungen erforderlich ist, durch Verordnung weitere übertragbare Krankheiten der
Meldepflicht unterwerfen oder bestehende Meldepflichten erweitern.
Verkehrsbeschränkungen für die Bewohner bestimmter Ortschaften.
§ 24. Sofern dies im Hinblick a uf Art und Umfang des Auftretens einer melde-
pflichtigen Erkrankung zum Schutz vor deren Weiterverbreitung unbedingt
erforderlich ist, hat die Bezirksverwaltungsbehörde für die Bewohner von Epi-
demiegebieten Verkehrbeschränkungen zu verfügen. Ebenso können Beschrän-
kungen für den Verkehr mit den Bewohnern solcher Gebiete von außen ange-
ordnet werden.
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