Entscheidungs 10Ob57/03k. OGH, 29-11-2005

ECLIECLI:AT:OGH0002:2005:0100OB00057.03K.1129.000
Date29 Noviembre 2005
Judgement Number10Ob57/03k
Record NumberJJT_20051129_OGH0002_0100OB00057_03K0000_000
CourtOberster Gerichtshof (Österreich)
Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat als Revisionsgericht durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Schinko als Vorsitzenden sowie die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr. Fellinger, Dr. Hoch, Hon. Prof. Dr. Neumayr und Dr. Schramm als weitere Richter in der Rechtssache der klagenden Partei Dr. Karl F. E*****, Rechtsanwalt, als Masseverwalter im Konkurs über das Vermögen der D***** AG, *****, vertreten durch Proksch & Partner OEG, Rechtsanwälte in Wien, gegen die beklagte Partei Mag. Dr. Peter R*****, Steuerberater, *****, vertreten durch Dr. Heinz Stöger, Rechtsanwalt in Wien, wegen 109.009 EUR sA, infolge Revision der klagenden Partei gegen das Urteil des Oberlandesgerichtes Linz als Berufungsgericht vom 16. September 2003, GZ 3 R 80/03k-19, mit dem über Berufung der klagenden Partei das Urteil des Landesgerichtes Wels vom 26. Februar 2003, GZ 6 Cg 239/02g-12, bestätigt wurde, zu Recht erkannt:

Spruch

Der Revision wird nicht Folge gegeben.

Die klagende Partei ist schuldig, der beklagten Partei die mit 1.951,02 EUR (davon 324,17 EUR Umsatzsteuer) bestimmten Kosten der Revisionsbeantwortung binnen 14 Tagen zu ersetzen.

Text

Entscheidungsgründe:

Der Kläger ist Masseverwalter im Konkurs über das Vermögen der D***** Bank AG (künftig: Gemeinschuldnerin), der am 1. 12. 1998 eröffnet wurde.

Der Beklagte wurde am 16. 5. 1990 von der (mittelbaren) Rechtsvorgängerin der K*****& K***** Holding AG und am 11. 3. 1993 von der K***** & K***** Handels GmbH bevollmächtigt, die Vollmachtgeber in allen steuerlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten zu vertreten und in diesen Bereichen für sie tätig zu werden. Diesem Auftrags- und Vollmachtsverhältnis wurden einvernehmlich die „Allgemeinen Auftragsbedingungen für Wirtschaftstreuhänder" (AAB) zu Grunde gelegt. Deren § 8 lautet auszugsweise:

„(1): Der Wirtschaftstreuhänder haftet nur für vorsätzliche und grob fahrlässig verschuldete Verletzung der übernommenen Verpflichtungen.

...

(4): Der Schadenersatzanspruch kann nur innerhalb von sechs Monaten, nach dem der oder die Anspruchsberechtigten von dem Schaden Kenntnis erlangt haben, spätestens aber innerhalb von drei Jahren nach dem anspruchsbegründenden Ereignis gerichtlich geltend gemacht werden, soferne nicht im Aktiengesetz 1965 andere Verjährungsfristen festgesetzt sind."

Der Beklagte erstellte in den Jahren 1993 bis 1998 Bilanzen für die K***** & K***** Holding AG und die K***** & K***** Handels GmbH. Mit der Prüfung der Jahresabschlüsse war er nicht betraut.

Nach Vorliegen der bis 1996 erstellten Bilanzen räumte die Gemeinschuldnerin am 12. 2. 1997 der C***** & M***** Privatstiftung einen Kredit zum Ankauf von Aktien der K***** & K***** Holding AG ein. Dieser Kredit haftet in einer den Klagsbetrag weit übersteigenden Höhe unberichtigt und uneinbringlich aus. Grundlage für diese Kreditgewährung war die Begründung eines Pfandrechts an den von der C***** & M***** Privatstiftung angeschafften Aktien. Dass diese Aktien wertlos sind, stellte sich (spätestens) mit Eröffnung des Konkurses über das Vermögen der K***** & K***** Holding AG am 18. 10. 1999 heraus.

Die Gemeinschuldnerin finanzierte weiters Warenkäufe der K***** & K***** Handels GmbH vor, wobei diese und zu einem geringeren Anteil (3 %) auch die K***** & K***** Holding AG als Garanten fungierten. Die Rückforderungsansprüche der Gemeinschuldnerin aus diesen Lieferantenkrediten übersteigen die Klagsforderung bei weitem.

Über das Vermögen der K***** & K***** Holding AG und der K***** & K***** Handels GmbH wurde am 18. 10. 1999 der Konkurs eröffnet.

Mit der am 17. 10. 2002 eingebrachten Klage begehrt der Kläger Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 109.009 EUR sA. Grundlage der Darlehensgewährung an die C***** & M***** Privatstiftung seien die vom Beklagten verfassten Bilanzen der K***** & K***** Holding AG und der K***** & K***** Handels GmbH für die Jahre 1993 bis 1998 gewesen. Die vom Beklagten erstellten Bilanzen seien auch Grundlage der Unternehmensbewertung durch Univ. Doz. Dr. H***** vom 20. 12. 1996 gewesen, die dazu geführt habe, dass die Gemeinschuldnerin den Ankauf von Aktien der K***** & K***** Holding AG durch die C***** & M***** Privatstiftung auf der Basis der Verpfändung dieser Aktien finanziert habe. Mit der Konkurseröffnung über das Vermögen der K***** & K***** Holding AG am 18. 10. 1999 habe sich die völlige Wertlosigkeit der verpfändeten Aktien herausgestellt. Frühestens zu diesem Zeitpunkt sei der Schaden bei der Gemeinschuldnerin eingetreten. Die vom Beklagten erstellten Bilanzen seien unrichtig gewesen, weil in die Bilanz der K***** & K***** Holding AG Aktiven aufgenommen worden seien, die im Zusammenhang mit der späteren Konkurseröffnung nicht bzw nicht so vorhanden gewesen seien, wie sie in der Bilanz zum Ausdruck gebracht worden seien. Insbesondere habe der Beklagte immaterielle Güterrechte im Ausmaß von 69.660.642 S als Aktiva aufgenommen, wobei lediglich die Software-Rechte aktivierungsfähig gewesen wären. Von verbundenen Unternehmen erworbene Markenrechte hätten besonders kritisch geprüft werden müssen. Der Beklagte habe darüber hinaus diese Markenrechte als „beteiligungsähnlich" qualifiziert und daraus geschlossen, es wäre zulässig, diese zu Anschaffungswerten ohne Abschreibungen zu bilanzieren. Weiters sei in der Bilanz keine entsprechende Risikovorsorge für jene Kredite enthalten, die den Lieferanten der K***** & K***** Handels GmbH unter gleichzeitiger Garantie der K***** & K***** Holding AG gewährt worden seien. Mit Rücksicht auf die mangelnde Bonität der Lieferanten hätte sowohl in der Bilanz der K***** & K***** Handels GmbH als auch in jenen der K***** & K***** Holding AG Vorsorge durch entsprechende Rückstellungen getroffen werden müssen. Auf Grund dieser Lieferantenkredite sei der Gemeinschuldnerin nunmehr ein Schaden von mindestens 40 Mio S bis 50 Mio S „gegen die Lieferanten aber auch gegen die Garantin K***** & K***** Holding AG entstanden, welche praktisch weitgehend uneinbringlich" seien. Die Quote im Konkurs der K***** & K***** Holding AG betrage 4 %, jene im Konkurs der K***** & K***** Handels GmbH voraussichtlich 15 % bis 17 %. Das Haftungsvolumen betrage rund 85 Mio S. Die veröffentlichte...

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