Entscheidungs 17Os8/18g. OGH, 26-02-2019

ECLIECLI:AT:OGH0002:2019:0170OS00008.18G.0226.000
Record NumberJJT_20190226_OGH0002_0170OS00008_18G0000_000
Date26 Febrero 2019
Judgement Number17Os8/18g
CourtOberster Gerichtshof (Österreich)
Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 26. Februar 2019 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Prof. Dr. Danek als Vorsitzenden, den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Hon.-Prof. Dr. Kirchbacher, die Hofrätin des Obersten Gerichtshofs Mag. Hetlinger, den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Dr. Nordmeyer und die Hofrätin des Obersten Gerichtshofs Dr. Mann in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag. Rögner als Schriftführerin in der Strafsache gegen Mag. Hans L***** und andere Angeklagte wegen des Verbrechens der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall, § 12 zweiter Fall StGB und weiterer strafbarer Handlungen über die Nichtigkeitsbeschwerden und die Berufungen der Angeklagten Mag. Hans L*****, Hans P*****, Dr. Laszlo J***** und Gabriella B***** sowie der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption gegen das Urteil des Landesgerichts Eisenstadt als Schöffengericht vom 7. Juni 2017, GZ 15 Hv 51/16z-738, nach öffentlicher Verhandlung in Anwesenheit des Vertreters der Generalprokuratur, Generalanwalt Mag. Stani, der Angeklagten Mag. Hans L*****, Mag. Josef M*****, Mag. Andreas S*****, Gabriella B***** und Mag. Erwin So*****, der Verteidiger Mag. Mitrovits Mag. Matkovits, Dr. Funovics, Mag. Lesigang, Dr. Böhme, Dr. Scherbaum, Mag. Steflitsch und Mag. Kispert, der Privatbeteiligten und ihres Vertreters Mag. Wutzelhofer sowie der Dolmetscherin Mag. Sass zu Recht erkannt:

Spruch

I/ In teilweiser Stattgebung der Nichtigkeitsbeschwerden der Angeklagten Mag. Hans L***** und Dr. Laszlo J***** sowie aus Anlass der Nichtigkeitsbeschwerden wird das angefochtene Urteil, das im Übrigen unberührt bleibt, in sämtlichen Schuldsprüchen, demgemäß auch in den Strafaussprüchen, im Adhäsionserkenntnis sowie im Kostenausspruch aufgehoben und die Sache im Umfang der Aufhebung der Schuldsprüche II/B, III, V/1 und V/D/2 sowie des Ausspruchs über die privatrechtlichen Ansprüche gegen Mag. Hans L***** und Dr. Laszlo J***** zu neuer Verhandlung und Entscheidung an das Landesgericht Eisenstadt verwiesen.

II/ Im Umfang der Aufhebung der Schuldsprüche I/B/1, I/B/2/a, V/2/a bis c und V/C sowie des Gabriella B***** betreffenden Adhäsionserkenntnisses wird in der Sache selbst erkannt:

A/ Es werden gemäß § 259 Z 3 StPO von der Anklage freigesprochen,

1/ sie hätten ihre Befugnis, über das Vermögen folgender Gesellschaften zu verfügen, wissentlich durch die Veranlassung nachstehender Überweisungen missbraucht und die genannten Gesellschaften dadurch in einem 300.000 Euro übersteigenden Betrag am Vermögen geschädigt, nämlich

a/ Hans P***** im August 2008 als Geschäftsführer der Pa***** Kft von 1.260.000 Euro auf ein Konto der Ho***** Kft im Wissen darüber, dass dieser Betrag für pflichtwidrige Zahlungen an Mitarbeiter der E***** Zrt. verwendet werden sollte, die wirtschaftliche Darstellbarkeit des Windparkprojekts Bo***** nicht gegeben war und der Betrag in keinem Fall zurückgefordert werden konnte, wodurch der Pa***** Kft ein Schaden in dieser Höhe entstand (Punkt I/B/1 der Anklage);

b/ Mag. Hans L***** im August 2008 als Geschäftsführer der I***** GmbH von 2,6 Millionen Euro auf ein Konto der Pa***** Kft zur Bezahlung des zu I/B/1 der Anklage genannten Betrags, wodurch der I***** GmbH ein Schaden von zumindest 1.260.000 Euro entstand, wobei er im Wissen über die geplante Verwendung dieses Betrags, dessen Nichtrückforderbarkeit und die fehlende wirtschaftliche Darstellbarkeit war (Punkt I/B/2/a der Anklage);

2/ sie hätten sich an strafbaren Handlungen beteiligt, nämlich

a/ des Johannes H***** und des abgesondert verfolgten Mag. Johann W*****, die am 7. April 2008 als Geschäftsführer der A***** GmbH die ihnen eingeräumte Befugnis, über das Vermögen dieser Gesellschaft zu verfügen, wissentlich missbrauchten, indem sie entgegen der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes die Zahlung von 180.000 Euro an die D***** Gesellschaft m.b.H. für einen wertlosen Netzanschluss freigaben, wodurch der genannten Gesellschaft ein Schaden in dieser 5.000 Euro übersteigenden Höhe entstand, und zwar

a/a/ Hans P*****, indem er den Geschäftsführerbeschluss der A***** GmbH für die Rechnungsfreigabe vorbereitete (Punkt V/B/1 der Anklage);

a/b/ Gabriella B*****, indem sie Mag. Hans L***** am 25. Februar 2008 darlegte, dass für den Netzanschlussvertrag vom 20. Dezember 2007 ein Betrag von 180.000 Euro sofort zu zahlen sei und dies in einer Besprechung am 13. März 2008 mit Verantwortlichen des BE*****-Konzerns bestätigte (Punkt V/B/3 der Anklage);

a/c/ Dr. Laszlo J*****, indem er mit Gabriella B***** die Vorgehensweise hinsichtlich der Kosten des Netzanschlussvertrags vom 20. Dezember 2007 im Vorfeld des in V/B/3 genannten Termins abstimmte, am 3. März 2008 den vorsatzlos handelnden Mag. Dietmar T***** aufforderte, bei Mag. Hans L***** wegen der Bezahlung der in V/B/2 genannten Rechnung zu urgieren sowie am 6. März 2008 gegenüber Hans P***** und in einer Besprechung am 13. März 2008 mit Verantwortlichen des BE*****-Konzerns bestätigte, dass für diesen Vertrag ein Betrag von 180.000 Euro zu zahlen sei (Punkt V/B/4 der Anklage);

b/ Gabriella B***** an der zu I/B/1 der Anklage genannten Handlung, indem sie für die Beschaffung und Aushändigung eines Netzanschlussvertrags, der die Direkteinspeisung des Windparks Bo***** unmittelbar am Standort vorsah, von Februar bis Juni 2008 in zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen des BE*****-Konzerns die Zahlung von zunächst 1.920.000 Euro, später von 2.100.000 Euro verlangte, am 17. Juni 2008 gegenüber Hans P***** darauf beharrte, dass eine erste größere Summe dafür bereits im August 2008 zur Verfügung stehen müsse, und im August 2008 die Rechnung der Ho***** Kft über 1.260.000 Euro ausstellte (Punkt V/C der Anklage).

B/ Mit ihren gegen Gabriella B***** gerichteten Ansprüchen werden die Privatbeteiligten auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

III/ Die Nichtigkeitsbeschwerde der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption wird verworfen.

IV/ Auf diese Entscheidung werden die Angeklagten mit ihren Rechtsmitteln (Mag. L***** und Dr. J***** mit ihren Nichtigkeitsbeschwerden im Umfang der Bekämpfung amtswegig aufgehobener Schuldsprüche) sowie die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption mit ihrer Berufung verwiesen.

Text

Gründe:

Mit dem angefochtenen Urteil wurden Mag. Hans L***** (zu I/B/2/a und V/1, teils iVm § 12 zweiter Fall StGB), Hans P***** (zu I/B/1 und V/2/a, teils iVm § 12 dritter Fall StGB), Dr. Laszlo J***** (zu V/2/c und V/D/2 iVm § 12 zweiter Fall StGB) und Gabriella B***** (zu V/2/b und V/C iVm § 12 zweiter Fall StGB) des Verbrechens der Untreue nach § 153 Abs 1 und 3 zweiter Fall StGB, weiters Mag. L***** und P***** des Verbrechens der Bestechung nach §§ 15, 12 zweiter Fall, 307 Abs 1 und 2 zweiter Fall StGB (III), Mag. L***** (zu V/1 und II/B iVm „15 Abs 1 StGB als Beteiligter nach § 12 zweiter Fall StGB“) mehrerer Vergehen sowie P***** (zu II/B iVm § 12 zweiter Fall StGB) und Dr. J***** (zu V/D/2 iVm § 12 zweiter Fall StGB) eines Vergehens der Geschenkannahme und Bestechung von Bediensteten oder Beauftragten nach § 309 Abs 2 StGB schuldig erkannt.

Danach haben in E*****

I/B/ ihre Befugnis, über das Vermögen folgender Gesellschaften zu verfügen, wissentlich durch die Veranlassung nachstehender Überweisungen missbraucht und die Gesellschaften dadurch in einem 300.000 Euro übersteigenden Betrag am Vermögen geschädigt, nämlich

1/ P***** im August 2008 als Geschäftsführer der Pa***** Kft (kurz: PW*****) von 1.260.000 Euro auf ein Konto der Ho***** Kft (kurz: Ho***** Kft) im Wissen darüber, dass davon ein Betrag von zumindest 180.000 Euro für „pflichtwidrige Zahlungen an Mitarbeiter der E***** Zrt.“ (kurz: E.*****) „verwendet werden sollte, und der Betrag in keinem Fall zurückgefordert werden konnte“, wodurch der PW***** ein Schaden von zumindest 180.000 Euro entstand;

2/a/ Mag. L***** im August 2008 als Geschäftsführer der I***** GmbH (kurz: I*****) von 2,6 Millionen Euro auf ein Konto der PW***** zur Bezahlung des zu I/B/1 genannten Betrags, wodurch der I***** ein Schaden von zumindest 180.000 Euro entstand, wobei er im Wissen handelte, dass dieser Betrag für „pflichtwidrige Zahlungen an Mitarbeiter der E.***** verwendet werden sollte und ihm dessen Nichtrückforderbarkeit bekannt war“;

II/B/ Mag. L***** und P***** am 10. Juli 2008 im bewussten und gewollten Zusammenwirken B***** bestimmt, Bediensteten der E.***** im geschäftlichen Verkehr für die pflichtwidrige Vornahme einer Rechtshandlung, nämlich für den Abschluss eines Netzanschlussvertrags mit der PW***** „unter Missachtung der Geschäftsbedingungen, die einen kostenfreien Netzzugang vorsehen und nur die Einhaltung technischer Vorgaben verlangen, sowie unter Missachtung des für die Mitarbeiter der E.***** geltenden Verbotes, Gelder oder sonstige Vorteile für den Netzanschlussvertrag zu fordern oder anzunehmen“, einen Vorteil für sie zu versprechen, indem sie für die I***** einen Werkvertrag mit der Ho***** Kft, durch welchen dieser unter dem Titel des „Werklohns“ 180.000 Euro als „Bestechungsgeld“ zur Verfügung gestellt wurde, abschlossen;

III/ Mag. L***** und P***** am 7. Mai 2010 im bewussten und gewollten Zusammenwirken versucht, Dr. J***** und B***** und weitere Mitarbeiter der Ho***** Kft zu bestimmen, Beamten der Ma***** (des ungarischen Energieamtes [kurz: ME*****]), mithin Amtsträgern, für die Erteilung einer Einspeiselizenz an die PW***** gegen Geldzuwendungen von 600.000 Euro, „somit für die pflichtwidrige Vornahme eines Amtsgeschäftes“, einen Vorteil für sie in einem 50.000 Euro übersteigenden Wert zu versprechen, indem sie mit der Ho***** Kft einen Treuhandvertrag über den Erlag von 600.000 Euro abschlossen, auf dessen Grundlage dieser Betrag auf ein Treuhandkonto überwiesen wurde, um Dr. J*****, B***** und weiteren Mitarbeitern der Ho***** Kft zu ermöglichen, den Amtsträgern vor Lizenzerteilung die Verfügbarkeit dieser Geldsummen...

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