Entscheidungstexte nº G198/90 G200/90 G201/90.... VfGH. 07-03-1992

Date07 Marzo 1992
07.03.1992
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Gericht
Verfassungsgerichtshof
Entscheidungsdatum
07.03.1992
Geschäftszahl
G198/90,G200/90,G201/90,G202/90,G217/90,G218/90,G219/90,G220/90,
G222/90,G223/90,G287/90,G288/90,G128/91,G129/91,G135/91,G136/91,
G145/91,G146/91,G147/91,G148/91,G273/91,G274/91,G275/91,G276/91
Sammlungsnummer
13023
Leitsatz
Keine Kompe tenzwidrigkeit des KAG sowie der landesausführungsgesetzlichen Bestimmungen de s Tir KAG,
Vlbg SpitalG und Stmk KA G hinsichtlich der Zuordnung von selbständigen Ambulatorien zum Tatbestand
"Heil- und Pflegeanstalten"; verfassungskonforme Abgrenzung zwischen Krankenanstalten in der Betriebsform
eines sel bständigen Ambulatoriums und ärztlichen Ordinationsstätten; Aufhebung von die Bedarfs prüfung für
die Erteilung einer Errichtungsbewilligung normierenden Bestimmungen des KAG, Tir KAG, Vlbg SpitalG,
Stmk KAG und Krnt KAO 1978 wegen Bew irkung eines Konkurrenzschutzes von privaten
erwerbswirtschaftlich geführten Krankenanstalten; unverhältnismäßiger Eingriff in die Erw erbsausübungsfreiheit
Spruch
I. 1. §3 Abs2 lita des Bundesgesetzes vom 18. Deze mber 1956, BGBl. Nr. 1/1957, über Krankenanstalten
(Krankenanstaltengesetz - KAG) idF BGBl. Nr. 565/1985 und die Wortfolge "die gesetzliche
Interessenvertretung der privaten Krankenanstalten, bei Bewilligung der Errichtung eines selbständigen
Ambulatoriums (§2 A bs1 Z7), sofern nicht Abs6 anzuwenden ist, auch die zuständige Ärztekammer und" in §3
Abs3 des Bundes gesetzes vom 18. Dezember 1956, BGBl. Nr. 1/1957, über Krankenanstalten
(Krankenanstaltengesetz - KAG) idF BGBl. Nr. 282/1988 werden als verfassungswidri g aufgehoben.
Die Aufhebung tritt mit Ablauf des 31. Jänner 1993 in Kraft.
Frühere gesetzliche Bestimmungen treten nicht wieder in Wirksamkeit.
Der Bundeskanzler ist zur unverzüglichen Kundmachung dieser Aussprüche im Bundesgesetzblatt
verpflichtet.
2. §2 Abs1 Z7 des Bundesgesetzes vom 18. Dezemb er 1956, BGBl. Nr. 1/1957, über Krankenanstalten
(Krankenanstaltengesetz - KAG) idF BGBl. Nr. 281/1974 wird nicht als verfassungswidri g aufgehoben.
3. Die zu G136/91, G146/91 und G148/91 eingeleiteten Gesetzesprüfungsverfahren werden hinsichtlich de s
zweiten Satzes des §3 Ab s3 des Bundesgesetzes vom 18. Dezember 1956, BGBl. Nr. 1/1957, über
Krankenanstalten (Krankenanstaltengesetz - KAG) idF BGBl. Nr. 282/1988 - ausgenommen die Wortfolge "die
gesetzliche Interessenvertretung der privaten Krankenanstalten, bei Bewilligung der Errichtung eines
selbständigen Ambulatoriums (§2 Abs1 Z7), sofern nicht Abs6 anzuwenden ist, auch die zuständige
Ärztekammer und" - eingestellt.
II. 1. Die Wortfolge "überdies di e gesetzliche Interessenvertretung der privaten Krankenanstalten, bei
Ambulatorien auch die Ärztekammer für Tirol," i n §3 Abs3 des Gesetzes vom 10. Dezember 1957, LGBl. für
Tirol Nr. 5/1958, über Krankenanstalten (Tiroler Krankenanstaltengesetz - Tir. KAG) idF LGBl. für Tirol Nr.
31/1988 sowie §3a Abs2 lita des Gesetzes vom 10. Dezember 1957, LGBl. f ür Tirol Nr. 5/1958, über
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Krankenanstalten (Tiroler Krankenanstaltengesetz - Tir. KAG) idF LGBl. für Tir ol Nr. 31/1988 werden als
verfassungswidrig aufgehoben.
Die Aufhebung tritt mit Ablauf des 31. Jänner 1993 in Kraft.
Frühere gesetzliche Bestimmungen treten nicht wieder in Wirksamkeit.
Der Landeshauptmann von Tirol ist zur unverzüglichen Kundmachung dieser Aussprüc he im
Landesgesetzblatt für Tirol verpflichtet.
2. §1 Abs3 litg des Gesetzes vom 10. Dezember 1957, LGBl. für Tirol Nr. 5/1958, über Krankenanstalten
(Tiroler Krankenanstaltengesetz - Tir. KAG) idF LGBl. für Tirol Nr. 79/1976 wird nicht als verfassungswidrig
aufgehoben.
III. 1. §9 Abs2 lita und §9 Abs5 des Gesetzes über
Heil- und Pflegeanstalten (Spitalgesetz - SpG), Anla ge zur Verordnung der La ndesregierung über die
Neukundmachung des Spitalgesetzes, Vorarlberger LGBl. Nr. 1/1990, werden als verfassungswidrig
aufgehoben.
Die Aufhebung tritt mit Ablauf des 31. Jänner 1993 in Kraft.
Frühere gesetzliche Bestimmungen treten nicht wieder in Wirksamkeit.
Der Landeshauptmann von Vorarlberg ist zur unverzüglichen Kundmachung dieser Aussprüche im
Vorarlberger Landesgesetzblatt verpflichtet.
2. §3 litg des Gesetzes über Heil- und Pflegeanstalten (Spitalgesetz - SpG), Anlage zur Verordnung der
Landesregierung über die Neukundmachung des Spitalgesetzes, V orarlberger LGBl. Nr. 1/1990, wird nicht als
verfassungswidrig aufgehoben.
IV. 1. §3 A bs2 lita des Gesetzes vom 29. Oktober 1957, LGBl. für die Steiermark Nr. 78/1957, zur Ausführung
des Ersten Teiles des Bundes gesetzes vom 18. Dezember 1956 über Krankenanstalten ( Krankenanstaltengesetz -
KAG), BGBl. Nr. 1/1957, und der grundsatzgesetzlichen Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 9. September
1955 über die Allgemeine Sozialversic herung (Allgemeines Sozialversicherungsgesetz - ASVG), BGBl. Nr.
189/1955, (Steiermärkisches Krankenanstaltengesetz - KALG) idF LGBl. für die Steiermark Nr. 77/1987, §3
Abs3 erster Satz und §4 Abs2 des Gesetzes vom 29. Oktober 1957, LGBl. für die Steiermark Nr. 78/1957, zur
Ausführung des Ersten Teiles des Bundesgesetzes vom 18. Dezember 1956 über Krankenanstalten
(Krankenanstaltengesetz - K AG), BGBl. Nr. 1/1957, und der grundsatzgesetzlichen Bestimmungen des
Bundesgesetzes vom 9. September 1955 über die Allgemeine Sozialversicherung (All gemeines
Sozialversicherungsgesetz - ASVG), BGBl. Nr. 189/1955, (Steiermärkisches Krankenanstaltengesetz - KALG)
idF LGBl. für die Steiermark Nr. 38/1989 werden als verfassungswidrig auf gehoben.
Die Aufhebung tritt mit Ablauf des 31. Jänner 1993 in Kraft.
Frühere gesetzliche Bestimmungen treten nicht wieder in Wirksamkeit.
Die aufgehobenen Bestimmungen sin d auch auf jenen Sachverhalt nic ht mehr anzuwenden, der den vom
Verwaltungsgerichtshof zu G14,15/92 gestellten Anträgen zugrundeliegt.
Der Landeshauptmann von Steiermark ist zur unverzüglichen Kundmachung dieser Aussprüche im
Landesgesetzblatt für die Steiermark verpflichtet.
2. §1 Abs3 Z7 des Gesetzes vom 29. Oktober 1957, LGBl. für die Steiermark Nr. 78/1957, zur A usführung
des Ersten Teiles des Bundes gesetzes vom 18. Dezember 1956 über Krankenanstalten ( Krankenanstaltengesetz -
KAG), BGBl. Nr. 1/1957, und der grundsatzgesetzlichen Bestimmungen des Bundesgesetzes vom 9. September
1955 über die Allgemeine Sozialversic herung (Allgemeines Sozialversicherungsgesetz - ASVG), BGBl. Nr.
189/1955, (Steiermär kisches K rankenanstaltengesetz - KALG) idF LGBl. für die Steiermark Nr. 30/1982 wird
nicht als verfassungswidrig aufgehoben.
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3. Der zu G22 2/90 protokollierte Antrag des Verwaltungsgerichtshofes auf Gesetzesprüfung wird hinsichtlich
des zweiten und dritten Satzes des §3 Abs3 des Gesetzes vom 29. Oktober 1957, LGBl. für die Steiermark Nr.
78/1957, zur Ausführung des Ersten Teiles des Bundesgesetzes vom 18. Dezember 1956 über Krankenanstalten
(Krankenanstaltengesetz - K AG), BGBl. Nr. 1/1957, und der grundsatzgesetzlichen Bestimmungen des
Bundesgesetzes vom 9. September 1955 über die Allgemeine Sozialversicherung (All gemeines
Sozialversicherungsgesetz - ASVG), BGBl. Nr. 189/1955, (Steiermärkisches Krankenanstaltengesetz - KALG)
idF LGBl. für die Steiermark Nr. 38/1989 zurückgewiesen.
V. §7 lita der Krankenanstaltenordnung 1978, Anlage zur Kundmachung der Landesregierung vom 13.
September 1977, Zl. Verf-61/1/77, über die Wiederverlautbarung der Krankenanstaltenordnung (KAO), LGBl.
für Kärnten Nr. 34/1978, idF LGBl. für Kärnten Nr. 25/1987 war verfassungswidri g.
Die Wortfolge "die gesetzliche Interessenvertretung der privaten Krankenanstalten," i n §9 Abs2 der
Krankenanstaltenordnung 1978, Anlage zur Kundmachung der Landesregierung vom 13. September 1977, Zl.
Verf-61/1/77, über die Wiederverlautbarung der Krankenanstalten ordnung (KAO), LGBl. für Kärnte n Nr.
34/1978, idF LGBl. für Kärnten Nr. 18/1989 wird als verfassungswidrig aufgehoben.
Die Aufhebung tritt mit Ablauf des 31. Jänner 1993 in Kraft.
Frühere gesetzliche Bestimmungen treten nicht wieder in Wirksamkeit.
Der Landeshauptmann von Kärnten ist zur unverzüglichen Kundmachung dieser Aussprüche im
Landesgesetzblatt für Kärnten verpflichtet.
Begründung
Entscheidungsgründe:
1. Beim Verfassungsgerichtshof sind
16 Gesetzesprüfun gsverfahren anhängig, d ie e ntweder von Amts wegen oder aufgrund von
Gesetzesprüfungsanträgen des Verwaltungsgerichtshofes eingeleitet wurden. Es lie gen ihnen Beschwerden
gegen Bescheide zugrunde, mit denen die Bewilligung für die Errichtung einer Krankenanstalt entweder in der
Betriebsform eines selbständi gen Ambulatoriums oder in der Betriebsform eines Sanatoriums mangels Bedarfes
versagt wird.
1.1. Die Gesetzesprüfungsverfahren G217,218/90, G219,220/90, G135,136/91, G145,146/91, G147, 148/91
und G297,298/91 wurden von Amts wegen aus Anlaß der Beschwerden zu B458/90, B459/90, B1329/90,
B1107/90, B1140/90 und B564/91, mit denen jeweils die bescheidmäßige Versagung der
Errichtungsbewilligung für ein selbständiges Ambulatorium bekämpft wird, eingeleitet.
Die Anlaßfälle sind durch nachstehende, für die Gesetzesprüfungsverfahren wesentliche Umstände
gekennzeichnet:
1.1.1. (B458/90) Mit Besc heid der Tiroler Landesregierung vom 19. Juli 1989 wurde der St.-L-T Gesellschaft
m.b.H. die Genehmigung zur Verlegung der mit Errichtungsbewilligungsbescheid vom 14. März 1988 in Form
eines selbständigen Ambulatoriums genehmigten privaten Krankenanstalt an einen neuen Standort in Innsbruck
erteilt. Dem Antrag der Beschwerdeführerin auf Erteilung der Errichtungsbewilligung für die Erwe iterung der
privaten Krankenanstalt St.-L-T Innsbruck durch Aufstellung eines Computertomograph en wurde mit Be scheid
der Tiroler Landesregierung vom 15. Februar 1990 gemäß §5 iVm §3a Abs2 lita und Abs4 des Gesetzes vom 10.
Dezember 1957, LGBl. für Tirol Nr. 5/1958, über Krankenanstalten (Tir oler Krankenanstaltengesetz - Tir. KAG)
keine Folge gegeben. Dies wurde im wesent lichen damit begründet, daß kein begründeter sachlicher
Anhaltspunkt für einen Bedarf im Sinne der anz uwendenden gesetzlic hen Bestim mungen gefunden werden
könne. Die positiven Äußerungen der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Tir ol als gesetzliche
Interessenvertretung der privaten Krankenanstalten, der Ärztekammer für Tirol und des Landessanitätsrates
wiesen den Bedarf nicht schlüssig nach. Ferner äuß erten sich die Tiroler Gebietskrankenka sse und der
Bundesminister für Gesundheit und öffentlicher Dienst zur Bedarfsfrage.
Das aus Anlaß dieser Beschwerde eingeleitete Gesetzesprüfungsverfahren ist zu G2 17,218/90 protokolliert.
1.1.2. (B459/90) Dem Antrag der I f C Gesellschaft m.b.H. auf Erteilung der Errichtungsbewilligung für eine
private Krankenanstalt in der Betrie bsform eines selbständigen Ambulatoriums zum Betrieb eines

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